Unspunnen

Samuel Giger zwölf Jahre nach Daniel Bösch

Mit sechs gewonnenen Gängen hat Samuel Giger den Unspunnen-Schwinget 2023 gewonnen und damit für den ersten NOS-Triumph an jenem Anlass seit zwölf Jahren (Daniel Bösch) gesorgt. Giger krönte damit eine Saison, die für ihn wegen Verletzungen nicht optimal verlief. Der einzige Glarner Teilnehmer, Roger Rychen, klassierte sich im Mittelfeld.

Samuel Giger hat mit dem Sieg in Interlaken den zweiten Sieg auf nationaler Ebene eingefahren. 2021 gewann er schon den Kilchberger Schwinget vor den Toren Zürichs. Was ihm jetzt noch fehlt ist der Schwingerkönigstitel. Dabei hatte der 25-Jährige eine durchwachsene Saison. Erst verletzte er sich am Berchtold-Schwinget am Nacken und kaum kehrte er auf die Schwingplätze zurück fiel er wegen einer Bauchmuskelzerrung für einige Zeit aus. Spätestens ab dem Brünig-Schwinget, wo er siegte, musste er aber zu den Topfavoriten für den Unspunnen gezählt werden. Giger bezwang im Anschwingen mit links Ableeren Fabian Staudenmann, mit dem er auf dem Brünig im ersten Gang noch gestellt hatte. In der Folge bezwang er auch Dominik Gasser, Matthieu Burger, Benjamin Gapany und Steven Moser. Da er nach drei Gängen «nur» drei Mal eine 9,75 erhielt, war er zur Halbzeit nur Vierter hinter den mit noch besser in den Noten stehenden Steven Moser, Benjamin Gapany, Christian Bucher, Adrian Walter, Werner Schlegel und Armon Orlik. Gigers Sieg war hochverdient, wenngleich viele im fünften Gang die Paarungen Giger gegen Reichmuth (statt Steven Moser) gesehen hätten.

Reichmuth nicht berücksichtigt
Pirmin Reichmuth war nach fünf Gängen punktgleich mit Adrian Walther Zweiter, wobei der Vorteil für den Schlussgang der Berner erhielt. Walther gewann am Morgen alle Duelle, ehe ein packendes, resultatloses Unentschieden mit Armon Orlik folgte. Um den Schlussgangeinzug bezwang er Werner Schlegel mit Kurz. Reichmuth gewann die ersten zwei Duelle, ehe er sich von Benjamin Gapany überraschen lies. Die Gänge vier und fünf gewann er wieder, im fünften Umgang gegen Armon Orlik, dem er am NOS in Mollis noch unterlag, mittels Übersprung. Mit einem abschliessenden Erfolg über Florian Gnägi verdiente sich der Zuger den Ehrenplatz. Da Reichmuth eine Niederlage aufwies, Walther im Gegenzug lediglich einen Gestellten, war die Berücksichtigung des Berner als Gegner von Giger angebracht.

Zur Halbzeit sah es in Interlaken schwer nach einem NOS-Sieg aus, doch mit Ausnahme von Giger erlebten sie im fünften Gang einen Einbruch. Giger hielt aber dem Druck stand, womit nicht nur Giger, sondern der gesamte NOS-Verband und auch deren Technische Leiter, der Molliser Fridolin Beglinger, sich am Abend über einen Sieg an einem eidgenössischen Anlass erfreuen durften. Dies dürfte Balsam auf die Wunden sein, scheiterte doch Giger zuletzt zwei Mal an den Eidgenössischen (2019 und 2022) als der Gejagte.

Staudenmann erging es wie Giger
In Interlaken ging es nun dem Berner Saisondominator Fabian Staudenmann so. Der überlegene Schwinger des Kalenderjahres 2023 kassierte gegen Giger die erste Niederlage der gesamten Saison. Nach sieben Kranzfestsiegen, darunter die Bergfeste Schwarzsee und Weissenstein sowie dem Berner Kantonalen, gelang es ihm nicht als Topfavoriten den Sieg beim Saisonhöhepunkt zu ergattern. Wie Samuel Giger an den letzten beiden Eidgenössischen musste er erfahren, was es heisst in allen Medien Topfavorit genannt zu werden. Mit fünf Siegen wurde der Mittelländer letztlich hinter Giger und Reichmuth Dritter, konnte aber wegen fehlenden Noten nicht um den Schlussgangeinzug mittun. Adrian Walther fiel durch den verlorenen Schlussgang auf Rang vier zurück.   

Orlik und Schlegel wurden gebremst
Zweitbester Nordostschweizer wurde im Rang fünf Armon Orlik. Der Bündner zeigte einen blendenden Morgen, ehe in einem hochstehenden Duell gegen Adrian Walther eine Punkteteilung herausschaute. Nach der Niederlage gegen Pirmin Reichmuth, welche ihm die Schlussgangträume nahm, fuhr er gegen Patrick Betschart den vierten Sieg ein. Domenic Schneider als drittbester NOS-Athlet lief es am Morgen nicht wunschgemäss. Drei Siege in der zweiten Tageshälfte liessen ihn auf Rang sechs hochklettern. Einen Rang dahinter folgt Werner Schlegel. Nach drei Siegen wurde ihm mit Fabian Staudenmann und Adrian Walther harte Gegnerschaft vorgesetzt. Die zwei Niederlagen banden ihn zurück, eher er gegen Noe van Messel zum Siegen zurückkehrte.

Platz im Mittelfeld
Ein Mittelfeldplatz schaute für den einzigen Glarner Teilnehmer Roger Rychen heraus. Er gewann drei seiner sechs Duelle, stellte eines und verlor zwei Mal. Im Anschwingen traf er wie schon auf dem Brünig auf den unbequemen Berner Altmeister Thomas Sempach. Rychen tat dabei etwas, was er sonst eigentlich nie tut. Er sprach während des Zweikampfes seinen Gegner an und forderte ihn auf, doch auch etwas für einen offensiven Kampf zu unternehmen. Der Berner ging jedoch nicht darauf ein, verhielt sich defensiv, womit das fade Duell gestellt endete. Im zweiten Gang folgte dann eine nichteinkalkulierte Niederlage gegen den Bern-Jurassier Alex Schär. Er konterte den Glarner am Boden aus. Gegen den dritten Berner, den jungen Oberaargauer Lukas Tschumi resultierte der erste Erfolg. Mit einem zweiten Sieg über den Ausserschwyzer Joel Kessler verbesserte sich Rychens Ausgangslage schlagartig. Doch im fünften Gang kam ein neuer Rückschlag. Rychen unterlag überraschend dem Küssnachter Patrick Betschart. Rychen zog an überzog sich dabei, womit der Gegner siegte, obwohl er kein Hosengriff hatte. Dies war aber nach Reglement richtig, da der angriffsausführende Athlet Hosengriff haben muss. Zuletzt konnte Rychen den Schwyzer Altmeister Christian Schuler bezwingen. Dabei wurde erst Schuler das Resultat nicht gegeben, als sie nochmals in den Ring mussten behielt der Glarner kühlen Kopf und gelangte zum Erfolg. Komplett zufrieden war der Glarner Eidgenosse dennoch nicht. «Der Wettkampf in Interlaken war ein Spiegelbild der letzten Wochen. Hoch und Tiefs wechselten sich ab. Nun werde ich mir eine schwingerische Pause gönnen, ehe ich mir einen Start zum Saisonabschluss in Siebnen vorstellen kann». (JHE)

Roger Rychen gegen Thomas Sempach. (Bild: Jakob Heer)