NOS 2023
Armon Orlik mit sechs Siegen zum Vierten NOS-Erfolg
Der Bündner Armon Orlik hat zum vierten Mal nach 2016/2018 und 2019 das Nordostschweizer Teilverbandsfest gewonnen. Im Schlussgang bezwang er den Thurgauer Domenic Schneider 50 Sekunden vor Ablauf der Zeit. Auch der Glarner Verband schwang vor heimischer Kulisse sensationell und holte zwei Kränze durch Roger Rychen und Tagesüberraschung Reto Landolt.
Sechs Siege für Armon Orlik in Mollis. Überzeugender hätte der Sieg des Maienfelders beim ersten NOS seit 13 Jahren im Zigerschlitz nicht ausfallen können. Vor prächtiger Bergweilt mit Glärnisch, Vrenelisgärtli, Ruchen-Glärnisch, Wiggis und Rauti im Hintergrund und Bilderbuchwetter, ja Kaiserwetter siegte Armon Orlik mit 59,50 Punkten überlegen. Nur um einen halben Punkt verpasste er das Punktemaximum. Mit Armon Orlik und Domenic Schneider standen zwei der meistgenannten Athleten im Schlussgang und auch die weiteren meistgenannten Namen auf den Festsieg, Pirmin Reichmuth und Roger Rychen, zeigten die von ihnen gewohnten Leistungen, was zur Folge hatte, dass vier der Topfavoriten geschlossen die ersten vier Ränge einnahmen. Auch der TK-Chef Fridolin Beglinger zeigte sich am Abend zufrieden. «Sportlich ist alles aufgegangen, die besten Leute zieren die Ranglistenspitze, dahinter gab es einige Überraschungen, die das Fest belebten. Spannung, wies es sich gehört zum Schwingsport.»
Orlik konterte Reichmuth
Wegweisend für den Festverlauf war bestimmt der Auftaktserfolg von Armon Orlik Sieg im Startduell gegen den Zuger Ausnahmekönner Pirmin Reichmuth. Für viele galt der Chamer als Geheimtipp auf den ersten Innerschweizer Sieg an einem Nordostschweizerischen seit 81 Jahren (Heinrich Oswald 1942 in Rapperswil). Doch Orlik zog bei einem Kurzversuch des Zugers mit Kurz/Kreuzgriff nach und siegte platt. «Es ist immer schön mit einem Sieg starten zu können. Mir gelang es in der Folge den Schwung mitzunehmen, ich bin sehr glücklich über diesen Erfolg», sagte der Maienfelder, der mittlerweile in Jona wohnt, aber weiterhin für die Bündner Farben schwingt. In der Folge gewann der Bündner auch alle anderen Gänge gegen den Thurgauer Lukas Wolfer, Oldie Stefan Burkhalter, den dritten Thurgauer in Serie Mario Schneider, der auch mit drei Siegen gestartet war und im fünften Gang gegen den Emmentaler Patrick Schenk.
20.Kranzfestsieg
Nach fünf Gängen war der Bündner der einzige Schwinger mit fünf Siegen, dies weil Domenic Schneider im fünften Gang mit Oliver Hermann stellen musste. Nach vier vorangegangenen Siegen reichte dies dem Thurgauer dennoch in den Schlussgang. Im Schlussgang, bereits die letzte Minute angesagt, setzte Schneider alles auf eine Karte und verlor, indem Orlik den Schlungg des Thurgauers abfing. Schneider hätte ein Unentschieden nichts gebracht, Orlik hätte nach fünf vorangegangenen Siegen den Schlussgang stellen können und wäre dennoch Festsieger geworden. «Natürlich spielte im Schlussgang die Taktik mit, ich musste nicht den Angriff suchen. Doch Domenic zeigte einen starken Tag, gegen ihn muss man immer auf der Hut sein,», so der mittlerweile vierfache NOS-Sieger, der nun bei 20 Kranzfestsiegen angelangt ist und als Lohn Muni «Vigor» aus dem Stall von Albert Horner, Glarus, entgegennehmen durfte.
Erster Gang wegweisend
Bis zur Halbzeit diktierten das Geschehen die drei Eidgenossen Armon Orlik, Roger Rychen und Domenic Schneider sowie als einziger Nichteidgenosse Mario Schneider. Alle wiesen sie nach drei Gängen drei Siege auf. Speziell im ersten Gang überzeugten die Gastgeber und banden die starken Gäste vorentscheidend zurück. Armon Orlik bezwang Pirmin Reichmuth, was wohl eine Vorentscheidung für das Fest darstellte, Roger Rychen siegte gegen Benjamin Gapany und Domenic Schneider siegte gegen Lario Kramer. Zudem stellte Damian Ott den unberechenbaren Sven Schurtenberger. Somit war zur Halbzeit klar, dass ein Gästesieg praktisch ausgeschlossen werden konnte. Dies erstaunte ein wenig, bedenkt man, dass den Gastgebern mit Samuel Giger, Werner Schlegel, Marco Good, Martin Hersche und Samir Leuppi fünf Eidgenossen und dahinter auch diverse Mittelschwinger verletzungsbedingt fehlten.
Fünf Siege für Rychen und Reichmuth
Orlik siegte am Ende mit 1,50 Punkten Vorsprung vor Roger Rychen und 1,75 Punkte vor Gast Pirmin Reichmuth. Sie gewannen beide fünf Duelle. Reichmuth alle nach verlorenem Beginn gegen Orlik, Rychen siegte am Morgen drei Mal, ehe er in einem hartumkämpften Duell gegen Domenic Schneider, der ebenfalls drei Siege aufwies, verlor. Im Anschwingen gegen Benjamin Gapany hatte Rychen hart zu kämpfen, die Siege gegen Matthias Schläpfer und Nicola Wey kamen dann schneller zustande. Nach der Niederlage in einem begeisternden Duell gegen Domenic Schneider in der letzten Minute bezwang der Glarner Bannertrager Janosch Kobler und Lario Kramer, letzterer mit Kopfgriff/Übersprung. Die brachte ihm vor seiner Haustüre den Ehrenplatz ein. Reichmuth bezwang im letzten Gang Mario Schneider mit innerem Haken und Armschlüssel. Der Zuger enttäuschte seine Fans nicht, sehenswert war vor allen sein Sieg im vierten Gang gegen Damian Ott mit Wyberhaken.
Sechs Gäste mit Kranz
Domenic Schneider fiel durch die abschliessende Niederlage hinter Rychen und Reichmuth auf Rang vier, war aber der Publikumsliebling der Fronalp-Arena. Im Rang fünf folgt der unauffällige, nachgemeldete Aarauer Oliver Hermann. Allgemein gelang es den Gästen nach schwachem erstem Gang, sich ab dem zweiten Gang wieder im oberen Feld heranzutasten, womit auch die Kranzchancen intakt blieben. Insgesamt wurden 26 Kränze abgegeben. Von den Gästen gewannen nebst dem Zuger Pirmin Reichmuth und dem Aarauer Oliver Hermann auch die beiden Berner Gustav Steffen und Patrick Schenk wie auch die beiden Romands Lario Kramer und Benjamin Gapany den Kranz. Kramer fiel durch die abschliessende Niederlage gegen Rychen in den letzten Kranzrang zurück. Gapany holte das Eichenlaub gegen Remo Ackermann. Auch die beiden Berner Gäste schwangen solide. Gustav Steffen verdiente sich den Kranz gegen den unbequemen Pirmin Gmür und Patrick Schenk mit Andreas Inauen. Die Enttäuschung aus Gästesicht war Sven Schurtenberger, der im Anschwingen zwei Mal stellte und anschliessend gegen Jeremy Vollenweider sogar verlor, womit der Kranz frühzeitig entschwand.
27 Jahre danach
Von den NOS-Eidgenossen nebst Orlik, Schneider und Rychen, die das Fest prägten, ebenfalls Stefan Burkhalter, Fabian Kindlimann, Marcel Räbsamen und Damian Ott Eichenlaub. Mitfavorit Ott stand beiden Innerschweizern Gegnern gegenüber und verschwand durch die Niederlage gegen Reichmuth von der Spitze. Erwähnenswert ist der Kranz des 49-Jährigen Stefan Burkhalter. Er gewann schon vor 27 Jahren am NOS in Schwanden den Kranz. Mit seinem gefürchteten Oberarmgriff setzte er sich zuletzt in einem Eidgenossen-Duell gegen Martin Roth, der leerausging, durch. Insgesamt waren 14 Eidgenossen am Start. Acht Nordostschweizer und sechs Gäste, bei denen sich Tobias Widmer noch abmelden musste und durch Oliver Hermann ersetzt wurde.
Landolt hielt Wort
Den Glarner Schwingern wurden insgesamt Aussenseiter Chancen auf einen zweiten Kranz neben dem sicheren Trumpf Roger Rychen eingeräumt. Am Ende aber wuchsen sie vor heimischer Kulisse über sich hinaus, gewannen zwei Kränze durch Rychen und Reto Landolt und ein Dritter Name, Patrik Schiesser wusste ebenfalls zu begeistern. Die Glarner Schwinger wuchsen beim Heimfest wortwörtlich über sich hinaus. Roger Rychen gehörten zu jenen Athleten, die das Fest prägten – Rang zwei war sein verdienter Lohn. Reto Landolt startete mit einem Gestellten gegen Cédric Lenherr. Philipp Peter bezwang er, ehe er dem Emmentaler Gast Patrick Schenk unterlag. «Gegen ihn hätte ich gerne etwas länger geschwungen», lautete sein Fazit. Am Nachmittag wuchs der Turnerschwinger mit Bart förmlich über sich hinaus und bezwang sämtliche Gegner. Zuerst den unbequemen Roman Lozza, dann den jungen Tobias Lacher und zuletzt den renomierten Schaffhauser Jeremy Vollenweider in der letzten Minute mit Schlungg. Noch letzten Sonntag sagte er nach dem Kranzgewinn am Bündner-Glarner. «Nun will ich in Mollis den NOS-Kranz.» Und tatsächlich glückte ihm dies gegen den höher eingestuften Jeremy Vollenweider, womit sich Landolt im Herbst seiner Laufbahn nun Teilverbandskranzer nennen darf.
Kein Geburtstagsgeschenk trotz beherztem Wettkampf
Nahe dran war auch Patrik Schiesser. Der Linthaler siegte am Morgen gegen Livio Büchler, ehe er Eidgenosse Martin Roth ein Unentschieden abrang. Nach dem zweiten Sieg über Sandro Naef erwischte er mit Schlungg Abfangen auch Beda Arztmann. Mario Schneider fügte ihm dann die einzige Niederlage zu. Um den Kranz stellte er mit dem Wiler Patrick Kurmann nach einem Abnützungskampf, der auf beide Seiten hätte gehen können. Am Ende fehlte an seinem 25. Geburtstag ein halber Punkt zum erstmaligen NOS-Eichenlaub. Doch wie Rychen und Landolt zeigte auch Schiesser (wenn es auch mit dem Eichenlaub nicht klappte) einen hervorragenden Wettkampf, womöglich gar den besten seiner Laufbahn. Die übrigen vier Glarner, wobei Thomas Riedi für Mario Tschudi antrat, schwangen nicht mehr um den Kranz. Beni Rhyner mit einem Sieg und zwei Gestellten, Rückkehrer Christian Pianta mit demselben Notenblatt wie Rhyner, sowie Sämi Horner mit einem Sieg erlangten alle punktgleich den 22. Schlussrang. Unterlängenegg-Aepler Thomas Riedi glückte ebenfalls ein Sieg, er erlangte aber wegen fehlenden Noten den Ausstich nicht.
Lange Vorbereitungszeit endete erfreulich
Höhepunkt nebst dem sportlichen im Sägemehl war eine tadellose Organisation ohne Verkehrschaos eines 22-köpfigen OKs mit Kantonaloberhaupt Rolf Figi an vorderster Front. Das NOS 2023 war beste Werbung für das Eidgenössischen 2025, wenngleich dies keine Hauptprobe darstellte. Während des Festaktes wandten die NOS-Präsident Rolf Lussi (Seuzach), OK-Präsident Rolf Figi sowie Landammann und Ehrenpräsident Benjamin Mühlemann ans Volk und dankten allen für das Gelingen des 8. Nordostschweizerischen, welches im Lande Fridolins über die Bühne ging. Und als die Musikgesellschaft Mollis zur Nationalhymne anstimmte, bekam jedermann/frau in der Arena Gänsehaut. Es war der Höhepunkt des Festaktes, wobei die NOS-Fahne vom OK 2022 Bichelsee/Balterswil für 365 Tage zu Fähnrich Fritz Beglinger, Mollis, überging. Beglinger hat die Verbandsfahne in Obhut bis zum nächsten NOS (2024 in Meilen). Mit der Übergabe der Kränze an die 26 Glücklichen fand das NOS 2023 seinen würdigen Abschluss unter dem Motto «auf Wiedersehen am ESAF in zwei Jahren». Für das Organisationskomitee war es eine lange, lehrreiche und intensive Zeit, die mit gutem Gelingen endete. Dazu bei trug sicherlich auch das trockene Wetter während des dreiwöchigen Auf- und Abbaus. (JHE)