Schlussschwinget

Erster Festsieg für Patrik Schiesser

Doch noch ein schwingerischer Freiluftwettkampf im Sägemehl im Lande Fridolins in diesem Jahr. Beim Abschlussschwinget in der Bleiche in Glarus siegte bei den Aktiven Nichtkranzer Patrik Schiesser. Patrik Feldmann und Sales Tschudi dominierten die Nachwuchskategorien.

Für das, was die Organisatoren, das OK Bergschwinget Klöntal, auf die Beine stellten, benötigte es Mut und ein durchdachtes Schutzkonzept. Erstmals seit dem 23. Februar, oder 202 Tagen wurde am vergangenen Samstag wieder geschwungen. In Ebnat-Kappel fand das erste offizielle, vom Eidgenössischen Schwingerverband (ESV) anerkannte Schwingfest mit ausserkantonaler Beteiligung, der Jungschwingertag Ebnat-Kappel statt. In Glarus, im „Waldschlössli“ auf dem Hof von Albert und Peter Horner, war es ein Schlussschwinget für alle Glarner Schwinger. Zugelassen waren gemäss Schutzkonzept maximal 300 Zuschauer.

Paradoxe Situation
Dass der Anlass von Glarus nicht im ESV als offizieller Anlass aufgeführt wurde und dass in den Medien im Vorfeld nicht darüber berichtet wurde hatte einen einzigen Grund. Mit Werbung wären die Veranstalter wohl von Zuschauern überrannt worden. Dies galt es bewusst zu vermeiden, da die Platzmöglichkeiten nicht für 1000 Zuschauer oder mehr gedacht waren und es die Vorschriften des Bundesrates für Gesundheit (BAG), einzuhalten gab. „Wir wollten ein Anlass im familiären Rahmen – dies ist uns vorzüglich gelungen“, lautete das Credo des OK. Die Jungschwinger hatten seit dem Januar (Hallenwettkampf) keinen Wettkampf mehr ausgetragen. Seit Juni sind zumindest Trainings wieder erlaubt nach den schrittweisen Lockerungen der Corona-Schutzmassnahmen. Im Sinne des Nachwuchses, dem obersten Gut, führten die Organisatoren jene Wettkampf im Hauptort durch. Die Aktiven standen seit dem Hallenschwinget im Februar nie mehr zu einem Ernstkampf im Sägemehl. Dass im Zeitalter von Corona ist alles etwas anders abläuft, dies bekamen die Organisatoren beim Aufstellen der Arena, verbunden mit einem deutlichen Mehraufwand zu spüren. Spricht man aber dereinst über das Jahr 2020, welches sportlich fast gänzlich ins Wasser fiel, gehen die Organisatoren vom Anlass vom 12. September womöglich als Pioniere in die Analen ein.

Prominenter Besuch
In Glarus die Ehre gab sich auch Stefan Strebel, Eidgenössischer Technischer Leiter aus dem aargauischen Freiamt. Strebel führt die Arbeitsgruppe die sich mit der Thematik „Durchführung von Schwingfesten 2021“ befasst. Strebel verkündete, dass die Technische Kommission diese Woche eine Sitzung habe, und dass das Konzept aufgegleist sei. Ende September gelangt dieses via ESV an die Öffentlichkeit. In Schwingkreisen ist man sich einig, 2021 muss, unter welchen Vorkehrungen auch immer, wieder geschwungen werden. Ob mit Maskenpflicht, oder ob in Hockey und Fussballstadien ausgewichen wird, die das Schutzkonzept für ihre Sportartbereits erarbeitet haben, der ESV wird in Kürze über die Abhaltung von Wettkämpfen ab 2021 orientieren.

Offene Ausgangslage
Mit Roger Rychen (verletzt), Christian Jöhl (Rücktritt während dem Jahr) und Reto Landolt (Arbeitsunfall) fehlten drei Kranzer beim Schlussschwinget. Somit lag die Favoritenrolle beim einzigen verbleibenden Kranzschwinger Christian Pianta. Patrik Schiesser und Pianta stellten im Anschwingen. Mit Siegen über Tobias Fässler und Mario Tschudi und zwei weiteren Unentschieden gegen Beni Rhyner und Simon Trümpi erreichte Pianta trotzdem den Schlussgang. Schiesser musste nach resultatlosem Beginn im Anschluss gegen Sämi Horner gar untendurch. Doch mit drei Siegen in Serie übernahm er die Führung. Im Schlussgang griff Pianta mit Kurz vehement an und kam mit dem seinem Wurf dem Sieg sehr nahe. Da ihm das Resultat nicht gegeben wurde und Schiesser den Schwung des Angriffs am Boden resolut zu seinen Gunsten verwertete, kam der bärtige Linthaler obenauf, wo er den Molliser nicht mehr entrinnen lies. Für Schiesser war es der erste Festsieg an einem schwingerischen Anlass.

Zwei überlegene Sieger
Während der Wettkampf bei den Aktiven einem offenen Schlagabtausch gleichkam, setzten sich Patrik Feldmann und Sales Tschudi beim Nachwuchs mit je sechs Siegen und je 59,75 Zählern deutlich von der Gegnerschaft ab. Sportschüler Feldmann bezwang Tobias Tremp, Jan Bommer, Thomas Trümpy, Severin Bäbler und Jonas Ebnöther. Nur gegen Trümpy schaute keine Zehn heraus. Auf den Ennendaner traf er zuletzt nochmals, wo er wiederum die Oberhand behielt. Zuerst am Boden mit Kopfgriff in guter Position lies er Trümpy nochmals entrinnen. Mit Kurz fügte der Riedener im Anschluss die Entscheidung herbei. Trümpy musste zweimal gegen Feldmann unten durch, alle übrigen Duelle gewann er mit der Maximalnote. Trotz verlorenem Schlussgang blieb ihm der Ehrenplatz gefolgt vom Sernftaler Duo Niels Marti und Pirmin Tschudi.

In der unteren Kategorie war Sales Tschudi ohne Gegnerschaft. Arno Lütschg, Nino Marti, Patrick Streiff, Florian Lütschg und Jonas Beglinger, alle musste sie die Überlegenheit des Nationalturners in den Reihen der NR Netstal akzeptieren. Im Schlussgang kam es nochmals zum Duell mit Nino Marti. Doch Tschudi machte kurzen Prozess und überraschte den Grosstaler im ersten Zusammengreifen mit seinem gefürchteten Hüfter. Mit Enrico Tschudi auf dem Ehrenplatz gab es gar einen familiären Doppelsieg.

Für einige Jungschwinger war das geschichtsträchtige Fest am Fusse des Vorderglärnisch gar das allererste Schwingfest ihrer Laufbahn. Ein Einstieg in den Nationalsport unter besonderen Bedingungen, die man so schnell nicht vergisst. Trotz Corona und einer Zeit, wo fast sämtliche Veranstaltungen abgesagt werden, hat ein OK den Mut gefunden, einen Anlass unter erschwerten Umständen anzusetzen und durchzuführen. Vorgängig an den Wettkampf fanden sich auf demselben Areal einige Neuinteressierte zum Schnupperkurs ein. (JHE)

Patrik Schiesser (links) gegen Christian Pianta.