Vorschau ESAF
Zug – ein gutes Omen für die Glarner
Zwei Mal war Zug bereits Gastgeber eines Eidgenössischen: 1943 wurde der Wettkampf infolge des Krieges an einem Tag abgehalten, der Berner Willy Lardon gewann seinen zweiten Königstitel. Als zweiter Schwingerkönig auf Zuger Boden konnte 1961 Karl Meli ausgerufen werden.
Am 29. August 1943 gewann Jakob „Jogi“ Schlittler beim erstmals in Zug abgehaltenen Eidgenössischen Schwingfest den Kranz. Der Niederurner gewann die ersten fünf Gänge allesamt. Um den Schlussgangeinzug musste er dem zweifachen Schwingerkönig Werner Bürki den Vortritt lassen. Den letzten Gang gegen Walter Reber gewann er wieder. Aus unerklärlichen Gründen wurden damals nur sieben Gänge geschwungen. Ebenfalls den Kranzausstich erreichte Helmuth Bihr, Glarus. Jogi Schlittler zog noch vor der Niederurner Klubgründung (1942) nach Zürich. An den eidgenössischen Schwingfesten war er mit fünf Eidgenössischen Kränzen (1929 in Basel, 1934 in Bern, 1937 in Lausanne, gemeinsam mit Karl Piatti, 1940 in Solothurn und 1943 in Zug) der mit Abstand erfolgreichste Glarner Vertreter. Nach seinem fünften eidgenössischen Kranz trat Schlittler zurück und war deswegen am Eidgenössischen 1945 in Bern nicht mehr dabei. Ein Jahr darauf gab er aber sein Comeback und erreichte am NOS 1946 in Maienfeld gleich den Schlussgang. Ebenfalls eidgenössisches Eichenlaub gewannen in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts Karl Piatti und Jakob Menzi, Murg, der für die Glarner Farben schwang, ihm reichte es 1950 in Grenchen zu Kranzehren.
Goldene 60er Jahre
1961 als das Eidgenössische zum zweiten Mal in der Kolin-Stadt über die Bühne ging waren aus Glarner Sicht Walter Stucki, Willi Pianta und Heinrich Marty qualifiziert. Schwingerkönig wurde in einer Endausmarchung unter zwei Zürchern Karl Meli, Winterthur, welcher Karl Oberholzer, Dübendorf, bezwang. Oberholzer ist gebürtig aus Uznach, wechselte aber berufsbedingt zum Schwingklub Glatt-Limmattal. Für Meli war es der erste von zwei Königstiteln, er wiederholte seinen Triumph drei Jahre später. Dann begann auch die goldene Ära der Gebrüder Jutzeler. 1964 in Aarau verfehlte Peter den Kranz bloss um 0,25 Zähler. Balz Jakober und Balz Aebli hatten sich ebenfalls selektioniert. 1966 in Frauenfeld schlug die Stunde der Näfelser Metzgerssöhne. Beide, Peter und Bruno Jutzeler, gewannen den Kranz. Nach gutem Start (zwei Siege im Anschwingen) schied der Stadtglarner Balz Jakober verletzt aus. 1969 doppelten die Jutzelers nach, wiederum gewannen beide den Kranz. Peter lieferte in Biel einen hervorragenden Wettkampf und wurde am Ende Dritter. Im siebten Gang schwang er gegen den übermächtigen Ruedi Hunsperger gar um den Schlussgangeinzug. Bruno schwang zu dieser Zeit berufsbedingt bereits für den Schwingklub Luzern. Auch Erich Stucki, Franz Eugster sowie Heinrich Laager waren in Biel dabei. Es waren die letzten Kränze aus Glarner Sicht für lange Zeit.
Wegen Olympiade verzichten müssen
1972 in La Chaux de Fonds vertraten Franz Eugster, Markus Speich sowie Erich Stucki die Glarner Farben. Bruno Jutzeler, der für die Olympiade im München selektioniert war, durfte wegen Verletzungsgefahr nicht mittun, obwohl er die nötigen Resultate vorweisen konnte. Zwei Jahre später in Schwyz hiessen die Teilnehmer Bruno Jutzeler, Alois Marti, Markus Speich und Erich Stucki. Markus Speich realisierte 74,75 Punkte (was z.B. 2016 in Estavayer zu Kranzehren reichte, nicht jedoch in Schwyz, wo der Kranz mit horrend hohen 75,50 Punkten herausging). Fritz Hösli bestritt 1977 in Basel alle acht Gänge, sein Bruder Hans Hösli immerhin sechs. 1980 in St. Gallen war der Glarner Verband ausnahmslos durch den Namen Hösli vertreten, die Gebrüder Hans und Fritz Hösli (Haslen) sowie den nicht mit ihnen verwandten Fritz Hösli (Glarus). Auch 1983 war es ein Trio bestehend aus Werner Figi, Hans Hösli und Albrecht Rhyner. 1986 Sion versuchten Albrecht Rhyner, Hansjürg Küng und Hans Hösli ihr Glück im Walliser Dauerregen. Albrecht Rhyner beendete 1989 eine 17jährige Durstrecke und holte Eichenlaub. Auch Hansjürg Küng vom Kerenzerberg absolvierte in Stans acht Gänge. Dritter Glarner Teilnehmer war der spätere Kantonalpräsident Hansruedi Hauser. Hansjürg Küng, Kaspar Rhyner, und Robert Eberle waren 1992 in Olten dabei. 1995 in Chur war es beim Heim-Eidgenössischen lediglich ein Duo: Martin Huber und Werner Rhyner. Hansjürg Küng musste krankheitshalber Forfait geben. Josef Hämmerli, Martin Huber und Hansjürg Küng waren 1998 im altehrenwürdigen Wankdorf in Bern mit von der Partie. Fridolin Beglinger, und Martin Huber qualifizierten sich 2001 für nach Nyon. Der ebenfalls selektionierte Riedener Jakob Feldmann konnte wegen Handbruchs nicht mittun.
Estavayer bleibt unvergessen
In Luzern waren Fridolin Beglinger, Florian Beglinger und Franz Freuler im Einsatz, der ebenfalls selektionierte Ruedi Luchsinger, Linthal, konnte infolge eines Arbeitsunfalles nicht antreten. Gleich sechs Schwinger Fridolin Beglinger, Florian Beglinger, Christian Elmer, Markus Figi, Franz Freuler und Peter Horner qualifizierten sich für das ESAF 2007 in Aarau. 2010 in Frauenfeld war es ein Quartett bestehend aus Florian Beglinger, Fridolin Beglinger, Peter Horner und Ruedi Luchsinger, Schwanden. Drei Jahre darauf in Burgdorf schaffte das Trio Peter Horner, Ruedi Luchsinger, Schwanden, und Roger Rychen die Selektion, wobei Letzterer verletzt ausschied. Beim letzten Eidgenössischen, 2016 in Estavayer-le-Lac, erlebte der Glarner Schwingerverband eine unvergessene Sternstunde. Aus dem Trio Peter Horner, Reto Landolt, Roger Rychen kehrten zwei, Horner und Rychen, kranzgeschmückt nach Hause. Es waren die beiden ersten Eichenlaube auf höchster Ebene seit 27 Jahren.
Die Glarner Teilnehmer
Zug ist nach 1943 und 1961 zum dritten Mal Gastgeber eines Eidgenössischen. Drei Glarner sind in diesem Jahr in der Kolin-Stadt dabei, wobei einer als Ersatzschwinger. Roger Rychen ist zum dritten Mal an einem Eidgenössischen im Einsatz. 2013 bei seiner Premiere schied er in Burgdorf im Emmental nach dem ersten Gang gegen den Luzerner Josef Portmann verletzt aus. 2016 holte er gemeinsam mit Peter Horner eidgenössisches Eichenlaub und sorgte für einen der grössten Erfolge in der Glarner Sportgeschichte. In der Saison 2019 glückten im sechs Kranzgewinne. Nebst hervorragenden Resultaten, Platz zwei am Glarner-Bündner sowie am Bündner-Glarner, erlebte er auch Tiefschläge. So blieb er an allen drei Bergkranzfesten ohne Kranz. In Zug hat er nun die Möglichkeit gleiches zu erlangen wie Jogi Schlittler 1943, dass ein Glarner kranzgeschmückt die Kolin-Stadt verlässt. Die Chancen sind intakt.
Reto Landolt, Näfels, ist zum zweiten Mal an einem Eidgenössischen. 2016 in Estavayer-le-Lac glückte dem Familienvater kein Sieg, womit nach dem ersten Tag Schluss war. Nun möchte es der Zimmermann bei seinem zweiten Start besser machen. Landolt gewann im Verlaufe der Saison zwei Kränze. Bestresultat war ein vierter Rang, den er sich am Bündner-Glarner herausschwang.
Christian Pianta aus Mollis ist vierter von fünf Ersatzmann im Team Nordostschweiz in Zug. Er dürfte kaum zum Einsatz kommen, darf sich aber stolz fühlen, stand doch vor 58 Jahren am gleichen Ort sein Grossvater Willi Pianta im Sägemehl. Für den jungen Metzgergesellen ist Zug in erster Linie, wenn auch nur als Ersatzmann, ein herantasten an Grossanlässe und Erfahrungen mitzunehmen. Pianta gewann 2019 am Zürcher Ehrentag in Fehraltorf sein erstes Eichenlaub seiner Laufbahn. (JHE)