Ricken/Urnerboden
Urnerboden: Patrick Betschart Profiteur vieler Gestellter
Der Küssnachter Patrick Betschart trat zum ersten Mal auf dem Urnerboden an und trug gleich den Festsieg davon. Die beiden Eidgenossen Matthias Herger und Mike Müllestein sahen sich vorzeitig zurückgebunden. Bester Glarner wurde Patrik Schiesser.
Das Bergfest auf dem Urnerboden litt unter garstigen Bedingungen, Sonne, Sturm und Regengüsse wechselten sich bei tiefen Temperaturen ab. Dennoch entschieden sich 77 Schwinger für einen Start auf der grössten Kuhalp der Schweiz. Die beiden Topfavoriten, die beiden Eidgenossen im Teilnehmerfeld, der einheimische Matthias Herger sowie der Mythenverbändler Mike Müllestein kamen schon nach dem Anschwingen für den Sieg nicht mehr in Frage. Erst stellten sie im Direktvergleich, dann stellte Herger mit dem Schwyzer Ueli Wiget und Müllestein mit dem einheimischen Fabian Arnold. So führt zur Halbzeit das Trio Michael Zurfluh, Guido Schürpf und Lukas Bissig. Aufgrund seiner Stärke (unter anderem Gewinner des Stoos-Kranzes 2023) hatte nun Bissig die besten Aussichten auf den Tagessieg. Doch der Seedorfer stellte sowohl den vierten (Andreas Odermatt) wie auch den fünften Gang gegen Lukas von Euw, womit auch er den Schlussgang verpasste.
Zurfluh dominierten An- und Ausschwingen
Zurfluh bezwang im vierten Gang auch Schürpf und stand schon vor dem fünften Gang als Schlussgangteilnehmer fest. Im fünften Umgang musste der Urner gegen Ueli Wiget bei einem Gestellten erstmals Punkte abgeben, behielt aber die Führung. Schürpf wiederum bezwang Fabian Kempf und kam mit dem vierten Sieg mit 0,75 Punkten Rückstrand auf Platz zwei. Nutzniesser war insbesondere der Küssnacht Patrick Betschart, der nach zwei Siegen im Anschwingen in den Gängen vier und fünf zwei weitere Siege einfuhr. Einzig den dritten Gang gegen Lukas Bissig verlor er. Somit waren Betschart und Schürpf nach fünf Gängen gleich auf, weil sich Zurfluh und Schürpf schon gegenüberstanden, entschied man sich für Betschart. Dieser fackelte im Schlussgang nicht lange. Schon im zweiten Zug bezwang er den Urner mit Knietätsch. Die beiden Finalisten haben beide Jahrgang 1999 und kennen sich bestens. «Wir duellierten und schon unzählige Male an Jungschwingertagen und vier Mal auch schon bei den Aktien, wobei mein Gegner mehrheitlich im Vorteil war. Darum wollte ich ihm meinen Schwingstil aufdrängen und war auf eine rasche Entscheidung aus», so der Landwirt vom Schwingklub Küssnacht. Dem 24-jährigen schien die Bergluft zu behagen. Da ein Klubkamerad von ihm auf dem Urnerboden als Käser angestellt ist, reisste er schon am Vortag an und übernachtete dort. «Ich begutachtete am Vorabend dem Schwingplatz und genoss die Ruhe hier oben» so der Überraschungssieger der dank drei Kranzgewinnen in der laufenden Saison auf der Liste der Innerschweizer für den Unspunnen-Schwinget steht.
Mario Tschudi startete gut
Zurfluh blieb Rang 2a, gewann er doch die ersten vier Gänge alle mit einer Zehn. Denn teilte er sich mit Mike Müllestein, der im Ausschwingen und Ausstich alle vier Duelle gewann. Dass es dabei im sechsten Gang zu einer Schwyzer Paarung zwischen Müllestein und Stefan Heinzer kam, war jedoch eine fragwürdige Paarung. Auch Matthias Herger gewann die Gänge drei bis sechs, zuletzt gegen Guido Schürpf und kletterte noch auf Rang vier. Lukas Bissig wurde dank einem abschliessenden Erfolg über Ueli Wiget Dritter. Patrik Schiesser stellte im Anschwingen mit Samuel Suter, dem Bruder der Skirennfahrerinnen Jasmina und Juliana Suter vom Stoos. Im zweiten Gang konnte er auch Roger Betschart nicht bezwingen, doch gegen Lukas Gisler klappte es mit dem Siegen. Dann folgte Mike Müllestein als Gegner, dem er unterlag. Zwei Siege im Ausstich über Elias Herger und Daniel Schilter sorgten für einen versöhnlichen Abschluss und Rang acht. Glänzend startete Mario Tschudi mit Siegen über Jan Jauch und Kranzer Jonas Gisler. So schnell er nach oben drang, so schnell entschwand seine gute Ausgangslage, verlor er doch die nächstfolgenden drei Duelle. Zuletzt bezwang er mit Roger Baumann einen zweiten Kranzer und kam einen Viertelpunkt hinter Schiesser auf den neunten Schlussrang. Beni Rhyner gewann den ersten Gang, doch dann wurde er gegen Marco Wyrsch und Matthias Herger nicht geschont. Mit einer dritten Niederlage verpasste er den Ausstich. Ihm fehlte wie Pirmin Tschudi ein Viertelpunkt, um alles sechs Gänge zu bestreiten. Der Forstwartlehrling aus dem Sernftal gewann ebenfalls einen seiner vier Gänge.
Ricken: Erster Appenzeller Sieg seit 10 Jahren
Beim gleichentags stattfindenden Ricken-Schwinget waren die Wetterbedingungen genauso garstig. Den 113 Schwingern aus der Nordostschweiz und dem Kanton Schwyz wurde alles abverlangt. Der Appenzeller Eidgenosse, Martin Hersche, zog allen davon und stand bereits nach fünf Gängen als vorzeitiger Sieger fest. Sein Schlussganggegner Christian Bernold findet sich nach einem Remis im Schlussgang im Rang 2a ein.
Bereits beim Anschwingen regnete es auf dem Ricken wie aus Kübeln. Am besten mit den nasskalten Witterungsverhältnissen umgehen konnte Martin Hersche. Mit Siegen über Fabian Bärtsch, Pirmin Gmür und Silvio Oettli stand er zur Mittagszeit hinter dem Einheimischen Hans-Peter Kamer an zweiter Stelle. Beide wiesen sie als Einzige drei Siege auf. Im Direktduell im vierten Gang bezwang Hersche den Benkner mit einer zehn und setzte seinen Siegeszug mit einer anschliessenden Maximalnote gegen Remo Ackermann fort und zog allen davon. Mit 1,75 Punkten Vorsprung konnte er von seinen Verfolgern nicht mehr eingeholt werden und sicherte sich bereits nach fünf Gängen den Festsieg. «Dieser Sieg gibt mir nach der Enttäuschung auf dem Brünig wieder ein gutes Gefühl für die kommenden Feste auf der Schwägalp und dem Saisonhöhepunkt, dem Unspunnen».
Übrige Eidgenossen im Mittelfeld
Aufgrund des grossen Vorsprunges des Appenzellers wurde ein Ausschwingen für seinen Schlussganggegner angeordnet in welchem Christian Bernold vom Schwingklub Mels den Vorzug erhielt und den Schlussgang als einen Zusatzgang absolvierte. Dieser trotze bei nicht nachlassendem Regen dem Sieger nach zehnminütigem attraktivem Zweikampf ein Remis ab und belegte den Ehrenplatz hinter Hersche. Ebenfalls im zweiten Rang befindet sich der Gast vom Schwingklub March-Höfe, Ueli Hegner, der einzig gegen den Eidgenossen Fabian Kindlimann als Verlierer von Platz musste. Die weiteren Eidgenossen im Teilnehmerfeld zeigten eine eher verhaltene Leistung. So machte der 49 jährige Stefan Burkhalter nach einem Konditionstest am Vormittag mit drei Gestellten am Nachmittag einige Plätze gut und beendete das Fest mit drei Maximalnoten auf Rang 5b. Knapp dahinter (6a) mit einem Viertel Punkt weniger befindet sich Fabian Kindlimann der ebenfalls drei Mal über die gesamte Gangdauer musste und drei Gänge für sich verwerteten konnte. Der Melser Marco Good stellte gar vier seiner Gegner und kam mit zwei Maximalnoten auf achten Schlussrang zu stehen.
Zwei Glarner im Dauerregen
Der Glarner Christian Pianta stellte zum Auftakt mit Edi Bernold ehe ein Sieg (Loris Bischof) und eine Niederlage (Ramon Baumgartner) auf sein Konto gingen. Mit zwei weiteren Siegen am Nachmittag über Michael Roth und Jonas Lehnherr und einem Remis gegen Manuel Bollhalder kam er mit 55,75 Punkten auf Rang 7d. Der zweite teilnehmende Glarner, Fridolin Beglinger, bezahlte Lehrgeld und beendete das Fest mit sechs Niederlagen im Rang 21. (TH/JH)