Bündner-Glarner
Schwingen – Samstag, 24.Juli 2021
Dritter Kranzfestsieg für Samir Leuppi
Überraschender Festausgang am Bündner-Glarner im Sertigtal. Nicht Seriensieger Armon Orlik, sondern der Winterthurer Samir Leuppi siegte am Bündner-Glarner Kantonalschwingfest. Armon Orlik verpasste den Schlussgangeinzug mit zwei Gestellten. Den Glarnern blieben in der Bündner Bergwelt zwei Kränze.
Erstens kommt es anders und Zweitens als man denkt. So endete das Bündner-Glarner Schwingfest, welches anstelle des Sertigschwingets im Sertigtal bei Wetterglück abgehalten werden konnte. Weil Topfavorit Armon Orlik schon frühzeitig mit zwei Gestellten im Rücklage geriet, übernahmen die Zürcher ab dem vierten Gang das Zepter und holten sich schliesslich auch den Tagessieg in Person von Samir Leuppi. Es war dies der erste Sieg eines Zürchers am Bündner-Glarner seit Christian Vogel 1998 in Grüsch.
Optimaler Start
Samir Leuppi bezwang im Anschwingen Roger Rychen mit Kurz und anschliessend auch den Urner Stefan Arnold auf souveräne Art. Die übrigen Eidgenossen wiesen zu diesem Zeitpunkt alle schon ein Gestellter, oder eine Niederlage auf. Weil im dritten Gang Leuppi am Schaffhauser Jeremy Vollenweider scheitere, kam es nach drei Gängen zu einem Zusammenschluss. In Führung lag nun der in diesem Jahr 40 Jahre alt werdende Churer Roman Hochholdinger mit lauter Siegen über Andrin Poltera, Michael Zumbach sowie Manuel Bollhalder. Im vierten Gang wurde der Churer von Leuppi zurückgebunden, womit Leuppi wieder an die Spitze vorpreschte, gemeinsam mit dem ebenfalls stark schwingenden Kantonskamerad Fabian Kindlimann. Dieser hatte im Anschwingen Armon Orlik ein Unentschieden abgerungen. Weil Orlik im vierten Gang auch Jeremy Vollenwieder nicht bezwingen konnte, war der Sieg für die Gastgeber ausser Reichweite.
Kindlimann „geopfert“
Die Zürcher hatten sich in eine hervorragende Ausgangslage geschaffen und opferten quasi Fabian Kindlimann. Dieser stoppte im fünften Gang den Glarner Roger Rychen mit einem Gestellten entscheidend. Rychen hatte nach verlorenem Startgang gegen Trainingskamerad Leuppi nämlich mit drei Siegen den Anschluss wieder hergestellt. Mit dem Gestellten im Eidgenossen Duell entschwand sowohl für den Glarner als auch für den Zürcher Oberländer der Schlussgang.
Als Erster kämpfte sich Samir Leuppi souverän gegen Christian Biäsch in finale Duell. Als Gegner kristallisierte sich Roman Hochholdinger heraus, der gegen Christian Blaser seinen vierten Sieg verbuchte. Im Schlussgang benötigte Leuppi 1:35 Minuten, ehe er den gewichtigen Churer im einsetzenden Regen auf den Rücken gelegt hatte. «Die ersten zwei Siege gaben mir enorm viel Selbstvertrauen», sagte der Sieger. «Dabei machte mir unter der Woche noch eine Erkältung zu schaffen», sagte er mit leicht heiserer Stimme. «Doch die Bündner Bergwelt und endlich wieder vor Publikum zu schwingen verliehen mir Flügel. Ich fühlte mich vor Publikum richtig kribelig.»
Im Sertig waren erstmals wieder an einem Kranzfest Zuschauer im grossen Stile zugelassen. Für den Winterthurer war es der dritte Kranzfestsieg nach den Erfolgen am Zürcher Kantonalen 2017 in Weiach und 2019 in Fehraltorf.
Ehrenplätze für drei Bündner
Topfavorit Armon Orlik kam nicht wie gewünscht auf Touren, teilte aber am Ende mit Sandro Schlegel und Neukranzer Fabio Castelli den Ehrenplatz. Dies mit vier Siegen und zwei Gestellten. Schlegel stellte schon in der ersten Tageshälte zwei Begegnungen, drehte mit drei Siegen am Nachmittag mächtig auf. Auch Finalist Hochholdinger, der sich im Rang drei einreihte, Jeremy Vollenweider und der einheimische Christian Biäsch, der Roger Rychen an den Rand einer Niederlage brachte, gehörten im Bergtal zu den auffälligsten Athleten.
Beherzter Auftritt Landolts
Die Glarner erkämpften sich im Sertig zwei Kränze. Roger Rychen fand zuletzt gegen Andrin Poltera auf die Siegerstrasse zurück und beendete das Programm mit 56,75 Punkten im Rang vier. Für einmal war er damit nicht bester Glarner. Denn mit einem sehr beherzten Auftritt erkämpfte sich Reto Landolt seinen zweiten Saisonkranz auf dem dritten Schlussrang. Der stille Mann mit dem grossen Kämpferherzen siegte zu Beginn zwei Mal gegen Fabian Herger und Janik Korrodi. Dies hatte zur Folge, dass er im dritten Gang auf Armon Orlik traf, dem er unterlag. Maurus Inauen wurde wiederum besiegt, ehe ein Unentschieden gegen Nicola Wey folgte. In einem Kampf auf Biegen und Brechen bezwang er kurz vor Gangende zuletzt das Rheintaler Nachwuchstalent Janosch Kobler.
Pech für Tschudi
Im Gegensatz zu Landolt und Rychen hatten die übrigen Glarner Schwinger im Kampf um die Kränze Pech. Am meisten der Ennendaner Mario Tschudi, der im letzten Gang im ersten Zug den Bündner Livio Gosswiler zu Boden sprengte und den Sieg um Haaresbreite verpasste. Gosswiler gelang es sich aus dieser ungemütlichen Lage zu befreien und anschliessend das Blatt zu wenden. Tschudi hatte zuvor drei Siege erlang, nur den Kranzern Andrin Poltera und Heinz Habegger unterlag er. Im Rang zehn wurde er viertbester Glarner, punktgleich mit Sämi Horner. Dieser verlor das entscheidende Duell um den Kranz gegen den einheimischen Fabio Castelli. Beide hatten zuvor schon oftmals vergebens ums begehrte Eichenlaub gekämpft, welches nun sich der Bündner ein eigen nennen kann. Horner hatte zuvor wie Tschudi drei Siege eingefahren. Im gleichen Rang und ebenfalls mit demselben Notenblatt reihte sich Neukranzer Patrik Schiesser ein. Auch er musste um den Kranz untendurch. Dies ebenfalls gegen einen Bündner, Enrico Joos, Sohn von NOS-Kranzer Christian „Hitsch” Joos.
Fässler drittbester Glarner
Drittbester Glarner wurde letztlich Tobias Fässler, der seinen sechsten Gang gewann, aber nicht mehr ums Eichenlaub schwang. Ihm glückten drei Siege, eine Begegnung stellte er. Erfreulich ist auch der zwölfte Schlussrang von Patrik Feldmann. Der Jungspund wohnhaft an der Pforte zum Klöntal bestritt sein erstes Kranzfest und gewann, stellte und verlor je zwei Begegnungen. Gleich ein Glarner Quartett folgt auf den 13. Schlussrang. Beni Rhyner (gegen Martin Sprecher) und Christian Pianta (gegen Lars Rotach) vergaben mit Niederlagen einen besseren Rang. Hans Wüthrich, ein Emmentaler, Knecht auf der Alp Mettmen beim Technischen Leiter Franz Freuler, verlor zuletzt mit Michael Buchli. Sie kämpften aber alle nicht mehr um den Kranz. Michael Laager hingegen kletterte mit einem abschliessenden Sieg auf Rang 13 hoch. Zwei Ränge weiter hinten folgen Christian Schnyder und der jüngere der Laager Brüder, Kaspar. (JHE)