ESAF Zug

Roger Rychen schafft Historisches

Seit 1969, oder seit 50 Jahren gelang es nie mehr einem Glarner Schwinger zwei Eidgenössische Kränze zu erlangen. Damals gewannen 1966 in Frauenfeld und drei Jahre darauf, 1969 in Biel, die Gebrüder Peter und Bruno Jutzeler zwei Mal in Serie eidgenössisches Eichenlaub. Nach 2016 in Estavayer-le-Lac hat nun auch Roger Rychen seinen zweiten Eidgenössischen Kranz in der Tasche. Diesen bewerkstelligte am denkwürdigen ESAF in Zug vom 24./25. August, das in die Geschichtsbücher eingehen wird. Mehr eidgenössische Kränze im Kanton Glarus hat einzig der legendäre Jakob „Jogi“ Schlittler erschwungen. Dies in der Zweit zwischen 1929 und 1943.

Zu den Kränzen von Jogi Schlittler und Bruno Jutzeler sei vermerkt: Jakob Schlittler war zwar gebürtiger Niederurner und begann seine Laufbahn im Glarnerland. Den grössten Teil seiner Laufbahn verbrachte er aber für den Schwingklub Zürich. Bruno Jutzeler wechselte berufsbedingt erst nach Zürich und später nach Littau/Luzern. Seine Kränze erschwang er 1966 für den Schwingklub Zürich und 1969 für den Schwingklub Luzern. Roger Rychen egalisierte in der Zug-Arena im Rang 6d mit 76,00 Punkten einen absoluten Spitzenplatz. Entscheidend dazu beigetragen haben seine fünf Maximalnoten, die er bei seinen gewonnenen Gängen realisierte.

Jubiläumskranz
Für den Molliser war es zudem ein Jubiläum. Er gewann in der Zug-Arena exakt seinen 50 Kranz seiner Laufbahn. Den ersten vor gut acht Jahren am Bündner-Glarner in Chur. Der Start am ESAF gelang dem Molliser nicht nach Plan. Gegen den Berner Routinier Simon Anderegg musste er eine Niederlage in Kauf nehmen. Doch gegen einen weiteren Berner, Lorenz Berger, folgte der erste Sieg. Gegen den Freiburger Michel Dousse setzte der Glarner seinen Siegeszug fort. Seine glänzende Ausgangslage verspielte er am Samstagabend wieder, musste er doch gegen den jungen Berner Oberländer Kilian von Weissenfluh nochmals eine Niederlage hinnehmen. Am Sonntag gewann der Sennenschwinger drei von vier Gängen.

Revanche gegen Erb gelungen
Im fünften Gang traf er auf den Baselbieter Roger Erb, gegen den er auf dem Weissenstein vor fünf Wochen im Anschwingen noch verlor. Diesmal siegte Rychen souverän mit einer Kreuzgriff/Lätz Kombination. Im darauffolgenden Duell mit dem Berner Dominik Roth wurde die Angriffslust des Glarners nicht belohnt. Obwohl er dem Sieg sehr nahe stand wurde am Ende vom Seeländer ausgekontert. Im Kranzausstich traf Rychen mit Stefan Gäumann auf einen weiteren Berner. Der Glarner siegte über den talentierten Emmentaler platt. Im letzten Gang hätte Rychen nach vier vorangegangenen Plattwürfen zuletzt ein Gestellter mit der Note Neun sicher zum Kranz gereicht. Gemäss Festausgang gar ein Gestellter mit der Note 8,75. Mit dem Aargauer Joel Strebel wurde ihm ein Schwinger mit ähnlicher Schwingweise zugeteilt. Ein Athlet, der stets die Offensive sucht und stark vom Stand aus ist. Tatsächlich besiegte er den Freiämter, der heuer das Solothurner Kantonale gewann, nach rund zwei Minuten Gangdauer mit Gammen rechts souverän. „In Estavayer musste ich nach dem gestellten letzten Gang die Schlussrangliste abwarten und war bis zum letzten Moment im ungewissen, ob die 74,75 Punkte zum Kranz reichen. Heute konnte ich nach meinem abschliessenden Sieg und 76.00 Punkten meinen Emotionen freien Lauf lassen“, analysierte Rychen seine Gefühle. Nach dem abschliessenden Sieg lies sich der Glarner vor der Nordostschweizer Tribüne emotional feiern.

Starkes Selbstvertrauen
Welcher Kranz, jener von Estavayer oder jener in Zug die grössere Bedeutung hat wollte er nicht unterscheiden. „Eidgenössisches Eichenlaub ist eidgenössisches Eichenlaub. In Estavayer hatte ich andere Gegnerschaft und musste gegen drei Eidgenossen antreten. In Zug halfen mir die Maximalnoten, dass er soweit nach vorne zu einem Spitzenrang reichte.“ Der Glarner erkämpfte sich sein zweites ESAF-Eichenlaub auf dem hervorragenden sechsten Schlussrang mit 76,00 Punkten, obwohl es im Vorfeld Kritiker gab, die seinen Kranzgewinn in Frage stellten. „ Ich habe immer gewusst, was ich kann und immer daran geglaubt, dass es am Eidgenössischen mit Kranz klappen könnte. Auch nach Festen, an denen es mir heuer nicht wunschgemäss lief.“

Frühes Out
Pech hatte Reto Landolt. Für den Näfelser war der Wettkampf schon nach dem zweiten Gang zu Ende. Im Anschwingen verlor Landolt gegen den Nidwaldner Andreas Odermatt. Im zweiten Gang gegen den Obwaldner Ivan Rohrer verletzte sich der Näfelser an der Schulter und musste den Wettkampf aufgeben. Landolt zog sich eine Schulterprellung zu. Mit Gelenk- und einer Bänderentzündung konnte er nicht weitermachen. Ersatzmann Christian Pianta kam nicht zum Einsatz. (JHE)

Roger Rychen (oben) gegen Michel Dousse. Bild: Erwin Keller