Schwägalp

Schwägalp fest in Schneider Hand

In einem Fest, dass zum vorneherein offenschien gab es Überraschungen zuhauf. Am Ende standen sich mit Domenic und Mario Schneider im Schlussgang zwei Brüder gegenüber, wobei sich mit Mario der Aussenseiter durchsetze und seinen ersten Kranzfestsieg erlangte. Roger Rychen zur Halbzeit mit drei Siegen, stand am Ende mit leeren Händen da.

Es war in Abwesenheit von den beiden Topcracks Samuel Giger und Armon Orlik ein Fest, dass vom ersten Gang spannend und geprägt von Überraschungen war. Mindestens ein Dutzend Schwinger kamen für den Sieg in Frage. Mario Schneider, welcher das fest gewann, wurde der Kranz zugetraut, dass er aber zum grossen Wurf ausholte, damit konnte man nicht rechnen. Am Mittag führten Domenic Schneider, Roger Rychen und Lukas Bissig mit lauter Gewonnenen. Knapp dahinter lauerten Mike Müllestein und Mario Schneider mit zwei Siegen und einem gestellten. Damian Ott bezog mit Lukas Bissig eine überraschende Niederlage und Werner Schlegel wies schon zwei Gestellte auf. Somit standen in erster Linie Domenic Schneider und Roger Rychen im Zentrum. Domenic Schneider bezwang zuerst Joel Ambühl mit Kurz und anschliessend auch Christian Schuler mit demselben Schwung. Mit Nichteidgenosse Marc Lustenberger duellierte sich Schneider zum ersten Mal und wieder siegte er mittels Kurzzug. Bruder Mario Schneider überraschte schon am Morgen mit einem Sieg über Eidgenosse Michael Gwerder. Im Duell gegen Nick Alpiger resultierte eine Punkteteilung. «Ich wählte hier die vorsichtige Variante des Verteidigens», gestand er. Mit ableeren übers Knie bezwang er anschliessend Stefan Kennel.

Grosser Wurf an einem Bergkranzfest
In den Gängen vier und fünf siegte Mario Schneider gegen Jonas Burch und Mike Müllestein weiter und übernahm die Führung.  Gegen Burch war es ein Stich und Müllestein wurde wie Kennel im dritten Gang mit Ableeren übers Knie bezwungen. Somit stand der Nichteidgenosse im Schlussgang. Roger Rychen verlor zuerst gegen Christian Schuler und Domenic Schneider stellte mit Sven Schurtenberger. Ebenfalls verlor Lukas Bissig gegen Samir Leuppi, womit nach vier Gängen kein Schwinger mehr lauter Siege aufwies. Auch Damian Ott fiel mit einer zweiten Niederlage aus der Entscheidung. Im fünften Gang setzte sich Domenic Schneider gegen Sven Lang mit Kurz durch und Samir Leuppi stoppte Christian Schuler mit Münger. So waren Domenic Schneider und Leuppi punktgleich Zweite, 0,50 Punkte hinter Mario Schneider. Dabei einigte man sich auf den brüderlichen Schlussgang. Dabei setzte sich überraschend der Nichteidgenosse, der zuvor noch nie ein Kranzfest gewann, durch, indem er seinen jüngeren Bruder in der sechsten Minute mit Schlungg bezwang. Schneider stand am Thurgauer und Zürcher 2012 sowie am St. Galler Kantonalen 2021 jeweils im Schlussgang, gewinnen konnte er keines der drei Duelle. Nun ist ihm der erste Kranzfestsieg an einem Bergklassiker geglückt. «Ein sehr spezielles Gefühl ein grosses Fest zu gewinnen und dabei gegen den Bruder im Schlussgang zu stehen», sagte der 31-Jährige den Tränen nahe.

Gelungene Rückkehr von Schlegel
Werner Schlegel kam dank einer Aufholjagd noch auf Rang zwei, derweil Schlussgangverlierer Schneider auf Rang vier zurückfiel. Je nach Notengebung hätte Schlegel bei einem gestellten Schlussgang (wie auch Samir Leuppi) gar den Festsieg erben können. «Mir war klar, dass wir nicht stellen. Wie im Training auch, wir sind immer auf eine Entscheidung aus», sagte der Unterlegene Domenic Schneider, der heuer schon drei Kantonale gewann. Werner Schlegel bezwang im Ausstich Roger Rychen, den er in den Grittelen aufnahm und zuletzt Patrick Räbmatter mit Kontern eines Schlunggversuchs des Aargauers. Somit gab es für den Mitfavoriten aus dem Obertoggenburg einen versöhnlichen Abschluss.

NOS fehlte die Breite
Dahinter überraschte der junge Urner Lukas Bissig mit fünf Siegen. Sein Glanzstück gelang ihm im dritten gang, wo er am Boden Damian Ott übertölpelte. Bissig galt am Eidgenössischen 2022 schon als Kranzanwärter, konnte aber (noch nicht) in die Fusstapfen seines Vaters (Stefan) treten. Grössen wie Nick Alpiger, Samir Leuppi, Sven Schurtenberger und Christian Schuler erlangten ebenfalls Spitzenplätze. Nick Alpiger stellte nebst Mario Schneider auch mit dem Zuger Marcel Bieri. Schurtenberger verlor den ersten Gang und stellte mit Domenic Schneider. Leuppi erwischte einen Kaltstart gegen Nick Alpiger, dann drehte er gross auf. Zuletzt stellte er mit Marcel Bieri, womit für den Zürcher der Sieg endgültig entschwand. Schuler verlor im zweiten Gang mit Domenic Schneider, mit drei Siegen stand er nach vier Gängen wieder sehr weit vorne, ehe ihn Samir Leuppi stoppte. Gestellte wie zwischen den Nordwestschweizer Nick Alpiger und dem Innerschweizer Marcel Bieri waren keine Ausnahme und halfen den Gastgebern. Zu stark waren die je 20 Nordwest und Innerschweizer Gäste gegenüber den 50 Gastgebern.  Angeführt von den Schneider Brüder liessen sie zwar keine Zweifel an einem einheimischen Sieg aufkommen, doch bei den gestandenen Kranzschwingern hinken sie den anderen Verbänden hinterher. Von den 14 abgegebenen Kränzen gewannen die Gastgeber sechs, die Nordwest- und Innerschweizer je vier.  Zu den 16 der 24 angetretenen Eidgenossen ohne Kranz gehören unter anderen Mike Müllestein und Roger Rychen, die am Nachmittag keinen Gang mehr gewannen und ihre hervorragende Ausgangslage verspielten. Aber auch Damian Ott bleibt weiterhin ohne Schwägalp-Kranz.

Wie gewonnen so zerronnen
Eine ganz bittere Niederlage musste Roger Rychen einstecken. Stand er zur Mittagszeit noch an der Ranglistenspitze, musste er am Nachmittag den Platz gleich drei Mal als Verlierer verlassen. Wohl ein wenig überraschend startete Rychen gegen den bulligen Luzerner Sennenschwinger, Sven Schurtenberger, mit einer Maximalnote verheissungsvoll in den Tag. Mit weiteren zwei Siegen über den Zuger, Christian Bucher, und den Freiämter, Joel Strebel, kämpfte er sich bis zur Mittagszeit bei bereits ziemlich warmen Temperaturen an die Ranglistenspitze hoch. Der Start ins Nachmittagsprogramm verlief mit einem ersten Dämpfer. Im vierten Gang fuhr Rychen eine Niederlage gegen den gefährlichen Routinier, Christian Schuler, ein. Im anschliessenden Ausstich wurde der Glarner für viele fragwürdig, mit dem explosiven Hemberger, Werner Schlegel, zusammengepaart. Nach kurzem Abtasten beidseits witterte Schlegel seine Chance und bettete Rychen in den Grittelen zu den Besiegten. Ueli Rohrer aus Flüeli-Ranft hiess der Gegner im sechsten Gang. Der Molliser suchte immer wieder die Entscheidung, jedoch passte ihm der Gegner nicht in die Hände. Seine Kranzchance vergab er dann in der letzten Minute als ihn der Obwaldner auskonterte und mit Abschlunggen am Boden besiegen konnte. Rychen beendete das Fest im Rang 10c und musste den Heimweg vom dritten Bergfest in dieser Saison (nach dem Stoos und dem Brünig) ohne Kranz antreten. Was diese Enttäuschung für den bevorstehenden Saisonhöhepunkt vom nächsten Sonntag am Unspunnen in Interlaken, wo sich Rychen als einziger Glarner selektioniert hat, bedeutet, wird sich weisen.

Pianta erlangte Ausstich
Der technische Leiter des Nordostschweizer Schwingerverbandes Fridolin Beglinger rechtfertigte die Paarung Rychen/Schlegel: «Es war klar, dass ein NOS-Duell im fünften Gang unumgänglich war. Beide Schwinger hatten auch noch ihre Chancen um in den Schlussgang einzuziehen». Dass Rychen auch noch den sechsten Gang verlor, schmerzte auch den Technischen Leiter. «Dass bei vierzehn Kranzgewinnern sechzehn Eidgenossen leer ausgingen, sagt aus, wie hart es an einem Bergfest zugeht. Roger hatte nach einem Gammenangriff seine Chancen. Leider entwich ihm der Gegner am Boden wieder». Der zweite Glarner auf der Schwägalp, Christian Pianta, stellte im Anschwingen mit dem Zürcher Oberländer Arjuna Fuster ehe er gegen Reto Koch als Verlierer vom Platz musste. Mit Siegen über Valentin Mettler und Sepp Fuster machte er anschliessend Plätze gut. Diese zwei Siege reichte um den Ausstich zu erlangen, was sicher ein Teilerfolg war. Der Luzerner Eidgenosse und Teilverbandsfestsieger des Innerschweizerischen 2021, Joel Ambühl, war dann eine Nummer zu gross für den Metzger und er verlor das Duell. Im sechsten Gang mit Andy Signer folgte ein offener Schlagabtausch welcher der St. Galler am Schluss für sich verwerten konnte. Pianta reihte sich im Rang 14d ein und kann auf dieser Leistung aufbauen. (JHE/THÖ)

Anschwingen: Arjuna Fuster (links) gegen Christian Pianta. Bild: Jakob Heer.