Zürcher Kantonales

 Erster Kranzfestsieg für Roger Rychen 

Roger Rychen hat Glarner Sportgeschichte geschrieben. Als erster Glarner seit sage und schreibe 33 Jahren (Albrecht Rhyner 1989 am Bündner-Glarner in Schiers) gewann er ein Kranzschwingfest. Der Glarner setzte sich in der Endausmarchung gegen den Appenzeller Michael Bless mit Kopfzug durch.

Nahe dran war Roger Rychen schon oft, doch zu einem Kranzfestsieg reichte es dem 30-Jährigen bislang nie. In Ossingen nutzte er die Gunst der Stunde und stoppte im finale Duell, den bis anhin mit fünf Siegen zu Buche dagestandenen Appenzeller Michael Bless. „Heute ist alles aufgegangen“, so die ersten Worte des Siegers. Nach sieben erfolglosen Anläufen, wo er jeweils an einem Kranzfest den Schlussgang erreichte, aber nie den Sieg davontragen konnte, klappte es im achten Anlauf endlich. 

Startsieg gegen Schlegel
Rychen gewann die ersten beiden Duelle gegen Werner Schlegel und Edi Bernold mit einer Zehn. Dies führte im dritten Gang zum Direktduell mit dem ebenfalls makellose gestarteten Samuel Giger. Mit Kopfgriff ging das Duell an den Thurgauer. Schon wieder zeichnete sich ein weiterer Festsieg des Saisondominators 2021 ab. Nach vier Gängen waren Samuel Giger und Michael Bless die beiden einzigen Athleten mit vier Siegen. Doch im fünften Gang stellte Jungspund Werner Schlegel mit Giger, ja der Toggenburger war ihm ebenbürtig. Dieses packende Duell ergab für beide Schwinger nur die Note 8,75. Somit überflügelte Rychen den Thurgauer um einem Viertelpunkt. „Sicherlich hat mir der Gestellte von Werner Schlegel gegen Samuel Giger in die Karten gespielt“, sagte der Glarner zum Gestellten zwischen Giger und Schlegel.

Historisches erlangt
Rychen gewann die Gänge vier und fünf gegen Simon Schudel und Gian Maria Odermatt wieder souverän. Weil Bless nach vier Siegen über Beni Notz, Lars Geisser, Roman Schnurrenberger und Shane Dändliker auch Janic Voggensperger bezwang, hatte er nach fünf Gängen die Führung inne mit 49,00 Punkten. Rychen folgte mit einem halben Punkt Rückstand.Giger folgte ein Viertelpunkt dahinter. Selbst wenn Giger gegen Schlegel eine Neun geschrieben worden wäre, so wäre er „nur“ gleichauf mit dem Glarner gewesen, dann hätte das Kampfgericht einen Entscheid zwischen Gier und Rychen fällen müssen. Dass Rychen mit einer Niederlage den Schlussgang erlangte, derweil Giger keinen Gang verlor, hatte auch damit zu tun, dass der Glarner Offensivschwinger meist Maximalnoten herausschwingt, wie in Ossingen, fünf an der Zahl. 

Lange ist es her
Im Schlussgang suchte der Maschinist die Entscheidung, doch Bless versuchte sein Heil in der Flanke und mit Kopfgriff. In der siebten Minute griff Bless mit Übersprung an, mit einer Kopfzug/Brienzer Variante konterte der Glarner den achtfachen Kranzfestsieger aus. „Michael hat heute sehr gut geschwungen, er hätte es genauso verdient“, sagte Rychen zum finalen Duell gegen Bless. Dem 30-jährigen Molliser gelang in Ossingen Historisches. Albrecht Rhyner war es, der 1989 am Bündner-Glarner in Schiers vor 33 Jahren für den letzten Kranzfestsieg eines Glarner sorgte. Damals stellten im Schlussgang die beiden Bündner Christian Ambühl und Fritz Rietberger. Der letzte Sieg eines Glarners am Zürcher Kantonalen liegt unglaubliche 81 Jahre zurück. Damals siegte in Schwammendingen der gebürtige Niederurner Jakob „Jogi“ Schlittler, der zu dieser Zeit aber bereits für den Stadtklub Zürich tätig war. Schlittler gewann seine ersten beiden eidgenössischen Kränze für die Glarner Farben (1929 in Basel und 1934 in Bern), später drei weitere für den Stadtklub Zürich. Mit dem ersten Kranzfestsieg hat sich für Rychen ein langersehnter Traum erfüllt. Obwohl bereits zweifacher eidgenössischer Kranzschwinger fehlte ihm dieser Sieg an einem Kantonalen bislang in seinem Palmarès.

Feldmann unterlag Lanter
Samuel Giger wurde am Ende mit fünf Siegen und einem Gestellten und einem starken Notenblatt Zweiter, Bless mit fünf Siegen und einem Verlorenen Dritter. Auch die weiteren Eidgenossen Samir Leuppi, Stefan Burkhalter und Martin Roth gewannen den Kranz. Nicht aber Fabian Kindlimann und Beni Notz. Für den Kranz benötigte es 56,25 Punkte. Einziger Neukranzer war der Schaffhauser Simon Winzeler. Total wurden  beim zweiten Kranzfest der Saison 2022 in der Nordostschweiz 28 Kränze abgegeben. 

Insgesamt waren in Ossingen fünf Glarner mit von der Partie. Patrik Feldmann aus Riedern hatte ebenfalls Kranzchancen, musste aber zuletzt gegen Christian Lanter untendurch. Der Riedener griff dabei etwas zu keck an. Zuvor war er unbesiegt und stellte mit Beda Artzmann einen Teilverbandskranzer. Am Ende schaute für den 17-Jährigen Rang 12 heraus. Patrik Schiesser war bis zum Ausstich mit zwei Siegen und einem Unentschieden gut im Rennen, verlor aber zuletzt zwei Mal. Im sechsten Gang gegen Kilchberger-Sieger Damian Ott, der dadurch noch zum Kranz kam.

Mario Tschudi, Ennenda, gewann zwei Duelle, zuletzt gegen Paul Straub. Eines stellte er, drei gingen verloren, was Rang 15i ergab. Beni Rhyner gewann ein Duell. Damit kam der wirblige Ennendaner für einmal nicht in den Ausstich. (JHE)


Roger Rychen mit “Moritz”.