Glarner-Bündner

Zweiter Glarner Triumph für Samuel Giger

Samuel Giger und Armon Orlik, die beiden Aushängeschilder des Nordostschweizer Schwingerverbandes standen sich im Sernftal gleich zwei Mal gegenüber. Beide Male behielt der Thurgauer das bessere Ende für sich. Im Schlussgang jedoch erst 40 Sekunden vor Ablauf der Zeit. Ein Gestellter hätte Roger Rychen zum Sieger gemacht.

Bei idealem Frühsommerwetter, inmitten einer verschneiten Elmer Bergwelt stimmte am Pfingstmontag alles. Der Festplatz bei der Kirche war ob dem guten Teilnehmerfeld mit sieben Eidgenossen, angeführt von Samuel Giger und Armon Orlik früh gut besetzt und ab dem Mittag ausverkauft. Das OK unter der Leitung von Ruedi Elmer verdiente sich mit einer tadellosen Organisation an diesem Tag die Höchstnote Zehn.

Zwei Mal Giger – Orlik
Schon im Anschwingen kam es zu Duell zwischen Samuel Giger und Armon Orlik, den beiden Topfavoriten auf den Tagessieg. Giger der beste Schwinger der Saison 2022 und ungekrönte König, der in Pratteln am Eidgenössischen frühzeitig aus der Entscheidung fiel. Orlik, der das Glarner-Bündner schon vier Mal gewann und als Titelverteidiger anreiste. Und die Zuschauer wurden nicht enttäuscht. Die beiden Ausnahmekönner waren auf eine Entscheidung aus, diese glückte Giger mit Kurz. Zur Halbzeit dann war der 25-Jährige mit dem Punktemaximum voran. Nach Orlik bezwang er auch den Albiser Marco Nägeli (im ersten Zug mit Wyberhaken) sowie den Appenzeller Andrin Poltera (Kurz) sicher. Zur Halbzeit waren nebst Giger mit Roger Rychen und Damian Ott zwei weitere Eidgenossen mit lauter Siegen, aber nicht lauter Zehnern an der Spitze, einen Viertelpunkt hinter Giger. Dazu auch noch die Nichteidgenossen Fabian Bärtsch und Christian Biäsch.

Giger konterte Rychen aus
Da Ott im Vormittagsprogramm noch keinem Eidgenossen gegenüberstand wurde im vierten Gang allgemein ein Duell Giger gegen Ott erwartet. Jedoch kam es anders, Samuel Giger traf auf den Glarner Roger Rychen. Als der Glarner anzog und abstellte, konterte der Thurgauer mit einer Kombination aus Übersprung und äusserem Haken blitzschnell. Weil Damian Ott seinen Siegeszug gegen Christian Biäsch ebenfalls fortsetzte, kam es im fünften Gang doch noch zum Duell Giger gegen Ott. Dieser Gang endete ohne Höhepunkte, was dem Thurgauer für den Schlussgangeinzug genügte. Ott, Mario Schneider und Armon Orlik waren nach fünf Gängen punktglich. Die Einteilung entschied sich für ein zweites Duell zwischen Giger und Orlik. In diesem packenden Duell suchten beide Schwinger die Entscheidung, die aber trotz einigen packenden Szenen nicht fallen wollte. Durch Platzkampfrichter Jakob Feldmann Riedern schon die letzte Minute angesagt, setzte Giger zum entscheidenden Wurf an. Er brachte Orlik mit Kurz zu Boden, wo er zum Resultat nachdrückte. Der Thurgauer siegte zu zweiten Mal nach 2017 am Glarner-Bündner. «Zwischen Armon und mir gab es doch schon einige Duelle, so kannte ich seine Stärken. Trotzdem war ich auf eine Entscheidung aus. Ist die letzte Minute angesagt, ist man sich bewusst das Risiko zu suchen, um eine Entscheidung zu erlagen. Dies tat ich». Giger feierte den 28. Kranzfestsieg seiner Laufbahn, der ersten in dieser Saison.

Rychen fehlten 40 Sekunden
Orlik hatte nach verlorenem Startgang gegen Fabian Uhlmann, Joel Kessler, Fabian Bärtsch und Marco Nägeli vier Zehner an seine Fahne geheftet. Am Ende blieb dem Maienfelder Rang 4a. 40 Sekunden trennten Lokalmatador Roger Rychen vom Festsieg. Den der Molliser, der am Morgen Matthias Herger, Lars Rotach und Janosch Kobler bezwang, kehrte nach der Niederlage gegen Giger gegen Remo Ackermann und Christian Biäsch auf die Siegerstrasse zurück. Bei einem Unentschiedenen Schlussgang hätte Rychen den Tagessieg geerbt. Damian Ott wurde durch den Ausfall von Domenic Schneider (Hexenschuss) neu eingeteilt und gewann am Morgen drei Mal gegen Shane Dändliker, Patrick Schmid sowie Andreas Wagner. Mario Schneider stellte zum Auftakt gegen Marcel Räbsamen, dann arbeitete er sich auf leisen Sohlen mit Siegen gegen Christian Gasenzer, Andy Signer, Reto Landolt und Patrick Kurmann nach vorne. Die beiden nicht für den Schlussgang berücksichtigten Schwinger mussten zuletzt gegeneinander antreten und stellten. So reihten sich andere Schwinger dank eines abschliessenden Erfolges noch vor sie. So der Urner Gast Raphael Arnold, aber auch der Zürcher Beda Arztmann.

Burkhalters eigenes Geburtstagsgeschenk
Ebenfalls unter die Kranzgewinner reihte sich nebst Giger, Orlik, Ott und Rychen auch die weiteren Eidgenossen Marcel Räbsamen und Stefan Burkhalter. Sie fielen jedoch schon am Morgen aus der Entscheidung um den Tagessieg. Burkhalter gewann am Nachmittag alle drei Duelle und machte sich ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk gleich selber, den am kommenden Mittwoch wird der Thurgauer 49 Jahre jung. Um den Kranz bezwang er den Oberländer Fabian Bärtsch. Räbsamen drehte in der zweiten Tageshälfte mit drei Siegen ebenfalls auf, zuletzt bezwang er Alex Huber. Von den sieben angetretenen Eidgenossen gewannen der sechs den Kranz. Der Urner Matthias Herger musste den Wettkampf mit einer Knieverletzung nach drei Gängen aufgeben. Insgesamt wurden 21 Kränze abgegeben, wobei der Churer Luca Bircher der einzige Neukranzer war. In der Kranzverteilung siegten die St. Galler mit sieben gefolgt von Graubünden (5), Thurgau (4), Zürich (2) sowie Glarus, Appenzell und Gäste (Bürglen UR), je einen.

Kein weiterer Glarner Kranz
Mit nur einem Glarner Kranz muss abgesehen von Rychens Galavorstellung aus Gastgeber Sicht von einer Enttäuschung gesprochen werden. Nebst Rychen schwangen einzig noch Sämi Horner und Patrik Schiesser im sechsten Gang um den Kranz. Sie konnten nicht reüssieren. Schiesser stellte den entscheidenden letzten Gang mit Corsin Jörger und blieb mit 56,50 Punkten ärgerliche 0,25 Zähler hinter den Kranzrängen. Sämi Horner musste ums Eichenlaub gegen Fabian Ulmann untendurch. Drittbester Glarner wurde letztlich Reto Landolt, der aber zuletzt nicht mehr ums Eichenlaub schwang. Die Chancen sah der Familienvater im fünften Gang entschwinden, wo er mit Luca Bircher stellte. Ansehnlich in Szene setzten sich Christian Schnyder, Michael Laager sowie Tobias Fässler, denen allen drei Siege glückten. Der talentierte Mario Tschudi startete verheissungsvoll, doch im Ausstich verlor der Ennendaner beide Duelle. So verpassten die Gastgeber einen zweiten Kranz und auch einen Neukranzer gab es im Lande Fridolins keinen zu feiern. (JHE)

Elm GL. Glarner-Bündner Kantonalschwingfest (135 Schwinger, 3300 Zuschauer). Schlussgang: Samuel Giger (Ottoberg) bezwang Armon Orlik (Maienfeld) nach11:18 Minuten mit Kurz und Nachdrücken. Rangliste: 1. Giger 58,75. 2. Roger Rychen (Mollis) 58,00. 3. Raphael Arnold (Bürglen UR) und Beda Arztmann (Ossingen), je 57,50. 4. Orlik, Mario Schneider (Rothenhausen), Damian Ott (Dreien), Andrin Habegger (Tägerschen), Andrin Poltera (Urnäsch), Stefan Burkhalter (Homburg), Luca Bircher (Tschiertschen) und Remo Ackermann (Hinwil), je 57,25.

Samuel Giger (links) gegen Armon Orlik. Bild: Taria Hösli.