Thurgauer

Werner Schlegels zweiter Triumph im Thurgau

Nach gestelltem Auftakt gewann Werner Schlegel sämtliche Duelle, im Schlussgang gegen Mario Schneider mit Fussstich. Nach dem Co-Sieg vor drei Jahren ist es für Schlegel der zweite Sieg am Thurgauer Ehrentag und der fünfte seiner Laufbahn. Auch der Glarner Verband hatte Grund zur Freude.

Bereits im Anschwingen trafen die beiden Topfavoriten, der Toggenburger Werner Schlegel sowie der einheimische Domenic Schneider, aufeinander. Dabei waren die Vorteile eher auf Seiten von Publikumsliebling Schneider, er brachte Schlegel mit seinen ungestümpen Angriffen zu Boden auf die Ellbogen in eine brenzlige Lage, jedoch nicht auf den Rücken. In der Folge gewann dann Schlegel sämtliche Duelle. Nacheinander bezwang er Thomas Kuster (Kurz), Patrick Schmid (Kurz/Kreuzgriff), Roman Wittenwiler (Kurz) und Shane Dändliker (Kontern eines Gammen mit innerer Haken). «Nach dem Unentschieden gegen «Dodo», den ich aus zahlreichen Trainings bestens kenne, war mir bewusst, dass nun Maximalnoten hermüssen. Das ist mir gelungen», sagte das Mitglied vom Schwingklub Wattwil.

Auch Schneider mit Gestelltem
Schneider gewann seinen Startgang gegen Reto Koch, musste in der Folge aber mit Lars Geisser die Punkte teilen. Die folgenden Duelle gegen Pascal Heierli, Nicola Funk und Mario Bösch gewann er alle wieder, womit er mit einem Viertelpunkt Rückstand auf Schlegel Rang zwei belegte nach fünf Gängen. Die gleiche Punktzahl wies Damian Ott auf. Da aber Ott wie Schlegel ein Toggenburger ist, war die Wahl von Schneider als Schlussganggegner von Schlegel gegeben.

Keiner kam ungeschoren durch den Tag
Schlegel siegte schon 2021 in Amriswil. Damals war er neben Samuel Giger im Rang 1b Co-Sieger. Nun feierte er seinen ersten alleinigen Sieg am Thurgauer Ehrentag, dem Kranzfestauftakt in der Nordostschweiz, wo es am Morgen noch kühl war, dann aber am Nachmittag ideale Bedingungen herrschten. «Steht man am Abend als Festsieger da, kann man sagen, dass es ein gelungener Wettkampf war» gestand Schlegel. Nachdem er 2023 ohne grossen Sieg blieb erlangte er am Bodensee den fünften Kranzfestsieg seiner Laufbahn. Zu Gute kam ihm auch, dass alle Favoriten nicht ungeschoren durch den Tag kamen. Von den fünf Eidgenossen gewann keiner den Startgang. Mario Schneider, grösster Herausforderer der fünf Eidgenossen siegte zwar zu Beginn, musste dann aber im zweiten Gang Federn lassen. Durch den verlorenen Schlussgang fiel der Schwägalpsieger 2023 auf Rang fünf zurück.

Toggenburger Doppelsieg
Überhaupt war Andy Signer durch die vielen Punkteteilungen am Morgen der einzige Athlet, der am Mittag drei Siege aufwies. Das Mitglied vom Stadtverband mit seiner begeisternden Schwingart war es der im vierten Gang Schlegel Schützenhilfe gab. Denn obwohl körperlich deutlich unterlegen, gelang es ihm Lokalmatador Domenic Schneider einen Gestellten abzutrotzen. Damit fiel die grösste Hoffnung der Gastgeber mit der zweiten Punkteteilung vorzeitig aus der Entscheidung. Signer verlieb aufgrund der Morgenresultate in der Spitzengruppe. Hinter Festsieger Schlegel reihte sich Damian Ott, Domenic Schneider und der erwähnte Signer auf den Rängen zwei bis vier ein. Damian Ott stellte zu Beginn mit Fabian Kindlimann, ehe er sämtliche Duelle gewann. Jedoch fehlten dem Sieger aus dem Vorjahr die Noten für einen Schlussgangeinzug. Domenic Schneider erlangte trotz zwei Punkteteilungen Rang drei. Auch Martin Roth schwang sich solide in die Kranzränge. Ebenfalls, trotz Niederlage im Anschwingen, wieder an die Spitze zurück schwang sich Shane Dändliker, dem vor allem die Maximalnoten halfen. Auch Janic Voggensperger war in der Spitzengruppe anzutreffen. Zuletzt bezwang er um einem Spitzenplatz den körperlich unterlegenen Glarner Patrik Feldmann mit Bärendruck. Mit dem Kranzfestauftakt in Ermatingen ist die Saison so richtig lanciert. Die St. Galler haben angedeutet mit dem Sieg bei Kantonsmässig stärksten Rivalen, im Thurgau, dass sie hungrig sind auf weitere Grosstaten. Allerding muss erwähnt sein, dass bei den Gastgebern Topfavorit Samuel Giger wegen einer Oberarmverletzung, zugezogen am Toggenburger Verbandsschwinget, fehlte.

Neukranzer für die Glarner
Eine dreijährige Durststrecke ist beendet und die Glarner feiern einen Neukranzer. Nachdem er in der Saison 2023 fast gänzlich wegen einer Knieverletzung ausfiel, machte der Zimmermannslehrling Patrik Feldmann bereits bei den Frühlingswettkämpfen mit einer guten Form auf sich aufmerksam. Feldmann fand gut in den Wettkampftag und realisierte gegen Benno Akeret eine Maximalnote. Die Niederlage im zweiten Gang liess den Turnerschwinger nicht verunsichern und er konnte auch die Gänge drei, vier und fünf für sich entscheiden. Patrik war bewusst, dass er bereits im fünften Gang gegen Gregor Imhof um mögliches Eichenlaub schwang. «Ich wusste, dass ich auch mit einer Zehn noch nicht Kranzsicher war. Deshalb habe ich zuerst den Gegener abgetastet und dann auf Risiko geschwungen», so der Riedener. Im sechsten Gang bekam er es dann noch mit dem Neo-Thurgauer Janic Voggensperger zu tun. Feldmann versuchte mehrmals, den Paradeschwung des Gegners abzuwehren, musste sich dann aber nach der Hälfte der Gangdauer seinem Gegner beugen und verlor platt. «Ich glaubte nicht mehr an den Kranzgewinn und war enttäuscht. Ich hatte mir den Kranz zum Tagesziel gesetzt. Dass es jetzt doch noch gereicht hat, löst eine Riesenerleichterung in mir aus. Dass ich nach der einjährigen Verletzungspause dieses Eichenlaub aufsetzen lassen durfte, bedeutet mir sehr viel», so der stolze Neukranzer. Und mit ebenso grossem Stolz nimmt er seine erste Schelle aus dem Gabentempel mit nach Hause.

Das Thurgau scheint zu behagen
Für die Familie Feldmann ist die Bodenseeregion ein gutes Pflaster. Vor 23 Jahren gewann Vater Jack unweit des diesjährigen Austragungsort, im benachbarten Altnau den einzigen NOS-Kranz seiner Laufbahn. Für Jack Feldmann war das damals den grössten Triumph seiner Laufbahn, bedeutete dieser NOS-Kranz die Selektion für ans Eidgenössische in Nyon. Weils sich Feldmann jedoch bei diesem Kranzgewinn die Hand brach, konnte er am ESAF am Genfersee im August nicht teilnehmen. Vielen älteren Glarner blieb die Heimreise dieses Festes im Thurgau unvergessen, hatte doch der Bus auf der Heimreise um Mitternacht einen Lichtausfall. Die Emotionen bei Vater Jack sind nach dem Kranzgewinn seines Sohnes gross. Mit feuchten Augen erzählt er: «Ich bin stolz auf Patrik. Es war bewundernswert, dass er keinen Aufwand scheute, damit er nach der Verletzung an seine gute Form von vorher anknüpfen konnte. Obwohl er ziemlich nervös war, konnte er sein Leistungspotenzial abrufen».

Auch Patrik Schiesser (Linthal) zeigte eine gute Leistung und dass er parat ist. Mit vier gewonnen Gängen und zwei Niederlagen verpasste er den Kranz um einen viertel Punkt. Kaspar Laager aus Mollis vergab seine Kranzchancen im fünften Gang gegen Lukas Wolfer. «Diese unglückliche Niederlage hätte ich verhindern müssen. Trotzdem kann ich auf dieser Leistung aufbauen», so Laager. Sämi Horner (Ennenda) konnte am Nachmittag nicht mehr an die guten Gänge des Vormittages anknüpfen und beendete das Fest im Rang 15f. Pirmin Tschudi (Matt), der jüngste im Glarner Startquartett, reihte sich mit zwei Maximalnoten und vier Niederlagen im Rang 17 ein. Christian Pianta, der wegen einer Rippenblessur kurzfristig Forfait geben musste, steigt in einer Woche in Galgenen in die Kranzfestsaison ein. JHE/THO

Neukranzer Patrik Feldmann (stehend gegen Benno Akeret).