Schwägalp

Samuel Giger und Fabian Staudenmann gemeinsam

Zwei Sieger beim letzten Bergfest der Saison und zugleich letzten Kranzfest 2024: Der Thurgauer Samuel Giger und der Berner Fabian Staudenmann teilten sich den Sieg auf der Schwägalp, nachdem sie im Schlussgang die Punkte teilten. Die Glarner waren einem Kranzgewinn nahe.

Nachdem sich Giger und Staudenmann am vergangenen Wochenende in Burgdorf gleich zwei Mal gegenüberstanden, im legendären Schlussgang mit etwas konfuser Zeitmessung mit einem Sieg Staudenmanns in den Schlusssekunden duellierten sie sich sieben Tage später schon wieder. Dies zum dritten Mal binnen einer Woche. Diesmal im Schlussgang des Schwägalp-Schwingets, diesmal mit resultatlosem Ausgang. Trotz intensiven zwölf Minuten gelang keinem der entscheidende Siegeszug. Staudenmann hatte dabei den Ostschweizer einmal am Boden und stand dem Sieg nahe, doch der Thurgauer konnte sich befreien.

«Eine unglaubliche Geschichte»
Nach dem erstmaligen Sieg von Staudenmann über Giger vergangenen Sonntag in Burgdorf waren alle Augen auf die beiden Schwinger gerichtet und sie enttäuschten das Publikum nicht. Am Ende feierte Giger im Rang 1a seinen 32. Kranzfestsieg, den sechsten auf der Schwägalp, womit er den Rekord innehält. Auch für Giger eine spezielle Geschichte. «Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Auftritt als 16-Jähriger, wo mir gleich der Kranz glückte. Zwei Jahre später konnte ich bereits den Festsieg erben und nun stehe ich bereits als sechsfacher Sieger da. Eine unglaubliche Geschichte», so der 26-Jährige. Staudemann siegte zum ersten Mal auf der Schwägalp, insgesamt feierte der um zwei Jahre jüngere Berner den bereits 15. Kranzfestsieg seiner Laufbahn. Angesprochen auf das dritte Duell mit Giger meinte der Berner, dass jedes Duell anders sei. «Man muss sich jedes Mal die Taktik neu ausrichten. Kein Gang kann man mit dem vorherigen vergleichen.»

Staudenmann bezwingt Schlegel
Staudenmann trat als grösster Widersacher der Ostschweizer auf der Schwägalp an und wurde seiner Rolle mit einem phänomenalen Notenblatt vollauf gerecht. Im Anschwingen traf er auf den bisherigen Saisonüberflieger Werner Schlegel. Dabei siegte der Berner rund 1:30 Minuten vor Gangende. Auch der nächste Eidgenosse Marco Good und Vorjahressieger Mario Schneider konnten gegen den Berner nichts ausrichten. Staudenmann lag am Mittag mit drei Siegen alleine an der Spitzen und schien für Viele bereits uneinholbar. Es benötigte im vierten Gang Armon Orlik, der den Berner mit einer Punkteteilung stoppte. Orlik hatte im Anschwingen mit dem Seeländer Matthieu Burger gestellt, ehe er zwei Siege einfuhr. Mit dem Gestellten gegen Staudenmann fiel Orlik jedoch aus der Entscheidung um den Tagessieg. Anderen einheimischen Hoffnungen war dies noch früher passiert. Werner Schlegel verlor nach dem Duell gegen Staudenmann auch gegen dessen Mittelländer Weggefährten Severin Schwander. Damian Ott, vor Wochenfrist noch Sieger am Schaffhauser, stellte mit Bernhard Kämpf, ehe er gegen Curdin Orlik überraschend tauchte. So war Samuel Giger der letzte verbleibende Trumpf der gastgeber. Er stellte zu Beginn gegen Adrian Walther, gegen den er heuer (Schwarzsee) schon einmal untendurch musste. Mit Siegen über Hugo Schläfli und Lars Zaugg arbeitete er sich wieder heran und mit dem dritten Sieg über Bernhard Kämpf rückte er nach vier Gängen bis um einen Viertelpunkt an Staudenmann heran.

Berner Duell Staudenmann – Orlik
Die Führung hatten zu diesem Zeitpunkt Staudenmann und Curdin Orlik inne, gefolgt von Trio Adrian Walther, Severin Schwander und Giger. Diese fünf Schwinger schwangen noch um die Schlussgangteilnahme, wovon drei dem Mittelländischen Schwingerverband angehören. Adrian Walther vergab seine Chancen mit einem Gestellten gegen Mario Schneider. Im Duell Staudenmann gegen Orlik kam es zum Duell Mittelland gegen Oberland, wobei sich Staudenmann den Sieg hart erarbeiten musste. Er verpasste dabei aber die Zehn, die sich wiederum Giger gegen Severin Schwander verdiente. Somit lagen nach fünf Gängen Giger und Staudenmann gleichauf. Ihn war bewusst, dass sie mit einer Neun im Schlussgang beide Festsieger werden.

Berner und Nordostschweizer gleichauf
Obwohl die Berner den Ostschweizern vom ersten Gang an auf den Zahn fühlten, gab es nur sehr wenige Direktduelle unter den Bernern bzw. zwischen den Berner und Südwestschweizern. Am Ende blieben den Bernern und den Gastgebern je sechs Kränze, womit sich die faire Einteilung der ausgeglichenen Kranzbilanz wiederspiegelte. Für den einzigen Südwestschweizer Kranz sorgte Lario Kramer auf dem Ehrenplatz. Kramer teilte Rang zwei mit Armon und Curdin Orlik, Adrian Walther und Bernhard Kämpf, sprich hätte es im Schlussgang bei einem Gestellten die Note 8,75 gegeben, hätte es sieben Sieger abgesetzt. Insgesamt wurden nur 13 Kränze abgegeben, wofür es 56,25 Punkte benötigte. Im Rang sechs mit 56,00 Punkten waren vier Schwinger klassiert, einer zu viel. So nützte Shane Dändliker der abschliessende Erfolg über Severin Schwander genauso wenig wie Steven Moser jener über Roger Rychen. Ausschlaggebend war der letzte Gang vor dem Schlussgang, wo This Kolb und Romain Collaud stellten und der Hinterthurgauer mit der Note Neun auch noch auf 56,00 Punkte kam. Bei den Ostschweizern gewannen nebst Giger und Armon Orlik auch Domenic Schneider, Samir Leuppi, Werner Schlegel und Damian Ott den Kranz. Schlegel dank drei Siegen in der zweiten Tageshälfte, zuletzt gegen Dominik Gasser und Ott als Kilchberg-Sieger sicherte sich (endlich) sein erstes Schwägalp-Eichenlaub mit einer abschliessenden Neun im Kampf gegen Patrick Gobeli.

Nahe dran
Wie bereits in der vergangenen Saison 2023 gewinnt auch in diesem Jahr kein Glarner den begehrten Schwägalp-Kranz. Aus Glarner Sicht waren mit Roger Rychen und Patrik Feldmann zwei Aktivschwinger angemeldet auf der Schwägalp. Sowohl Rychen wie auch Feldmann reisten mit einem guten Gefühl und topmotiviert ans verbandseigene Bergfest am Fusse des Säntis. Rychen griff voller Vorfreude ins Schwingeschehen ein gestaltete den ersten Gang gegen den Berner Gast, Patrick Schenk siegreich. Es folgten zwei Punkteteilungen gegen Dominik Gasser und Florian Aellen die Rychen zwar als intensiv und streng empfunden hatte, ihm jedoch zur Halbzeit bestätigten, dass er ohne Rückenbeschwerden schwingen konnte. «Auch das nasse und kühle Wetter hat mich nicht gestört, ich hatte sechs Hemden mit dabei und konnte mich nach jedem Gang trocken anziehen», erzählt Rychen nach dem Fest. Die Maximalnote gegen den St. Galler Valentin Mettler, ein weiteres Remis mit dem Freiburger Romain Collaud und eine eher überraschende Niederlage im sechsten Gang gegen Steven Moser liessen den Traum von einem versöhnlichen Kranz zu der verletzungsbedingt kurzen Saison platzen. «Im sechsten Gang wäre die Chance auf den Kranz in greifbarer Nähe gewesen. Dass Moser ein guter Standschwinger ist, war ich mir bewusst. Sein mich spritziger Angriff hat mich dann doch ziemlich überrascht.»

Ein blaues Auge davongetragen
Patrik Feldmann stieg mit einer Maximalnote ins Wettkampfgeschehen ein. Bereits im ersten Zug legte er den ihm körperlich unterlegenen Freiburger Bastien Collaud auf den Rücken und konnte die dadurch gesparte Energie für die weiteren Gänge mitnehmen. In der Folge musste der Riederner gleich drei Mal über die ganze Gangdauer. Vor der Mittagspause stand er zuerst dem Berner Oberländer Josias Wittwer gegenüber. «Da er für mich zu schwer war, versuchte ich mich so gut es ging zu verteidigen», analysierte Feldmann nach dem Fest. Anschliessend bekam er es mit dem Eidgenossen Lario Kramer zu tun. Dieser setzte ihn mit dem Kopfgriff und seinem groben Kopfeinsatz ziemlich arg zu und bescherte ihm zu der am letzten Donnerstag im Training zugezogenen Platzwunde oberhalb der linken Augenbraue zusätzlich noch ein zugeschwollenes, blaues Auge. Nach der Mittagspause fand der Turnerschwinger gegen Janis Wieland kein Rezept und die beiden teilten sich die Punkte. Die einzige Niederlage des Tages setzte es für ihn anschliessend gegen den ihm bestens bekannten Thurgauer Kollegen This Kolb ab, ehe er das Abschlussduell gegen Valentin Mettler noch siegreich gestalten konnte. «Ich hoffe, dass ich mich mit der heutigen Leistung nochmals in ein gutes Licht für eine mögliche Selektion für Appenzell rücken konnte.» JHE/THO

Patrik Feldmann (links) gegen Josias Wittwer. (Bild:THO)