Ricken/Urnerboden

Patrick Betschart wiederholt Vorjahressieg
Wie 2023 siegte der Küssnacht Patrick Betschart beim Urnerboden-Schwinget. Im Schlussgang zweier Aussenseiter bezwang er den Kernser Christian Zemp mit Knietäsch. Bei den Glarnern gab es ein unerwartetes Comeback.

Nach einer intensiven Kranzfestsaison liessen sich nur wenige Spitzenschwinger noch für ein Regionalschwingfest überzeugen, so trat mit Matthias Herger nur ein Eidgenosse zum Wettkampf auf der grössten Schweizer Kuhalp an. Er konnte den Sieg aber nicht beim organisierenden Verband halten, sondern wie schon 2023 siegte der Immenseer Patrick Betschart. Das Erfolgsrezept war das gleiche wie im Vorjahr, wieder übernachtete er vor Ort. „Ein Schwingklubkamerad von mir arbeitet als Käser hier oben, darum schlief ich bei ihm. Es macht den Anschein, dass mir die Luft hier oben gut bekommt“, so der Schwyzer. Betschart blickt auf eine starke Saison mit der Schlussgangteilnahme am Schwyzer Ehrentag in Galgenen als Höhepunkt zurück, er musste aber auch Tiefschläge wegstecken, so war er auf der Rigi der einzige Athlet mit 56,50 Punkten und blieb mit dieser Punktzahl ohne Kranz.

Gewarnt vor dem Gegner
Betschart startete mit einem Gestellten gegen Matthias Herger in den Tag, hatte aber mehr vom Gang und stand einmal dem Sieg nahe. Dann bezwang er nacheinander Roger Betschart, Ramon Lienhard, Dominik Schwegler und Gabriel Wyrsch. Im Schlussgang traf er auf einen unangenehmen Gegner, den Kernser Christian Zemp, der 2022 am Ob- und Nidwaldner Kantonalen vor seiner Haustür den Schlussgang erreichte. „Gegen ihn schwang ich schon an Wettkämpfen, aber auch an Trainingszusammenzügen. Ich wusste um seine Gefährlichkeit mit seinen Haken- und Brienzerangriffen“. Letztlich setzte sich der Küssnacht mit Kniettäsch und anschliessender Bodenarbeit durch.

Schwyzer Doppelsieg
Betschart siegte mit 58,00 Punkte einen halben Punkt vor dem Mythenverbändler Ronny Heinzer, was einen Schwyzer Doppelsieg ergab. Heinzer verlor einzig gegen Eidgenosse Matthias Herger, fünf Mal blieb er siegreich. Zemp fiel auf Rang drei zurück. Der Kernser war einer vor drei Schwinger im 75-köpfigen Teilnehmerfeld, der am Morgen drei Siege realisierte. Nach einem Unentschieden mit Michael Zurfluh schaffte er sich dank eines vierten Erfolges über Jonas Gisler in die Endausmarchung vor. Die Gastgeber mussten insofern eine bittere Pille schlucken, dass sie keinen Athleten in den Schlussgang brachten. Herger wurde der zweite Gestellte im fünften Gang gegen Marco Ulrich zum Verhängnis und ihr nominell zweitbester Mann, Stefan Arnold stellte mit Hugo Schläfli und Marco Ulrich (im vierten Gang) ebenfalls zwei Gänge. Beide wurde mit Finalist Zemp Dritte.

Vater und Sohn
Mit nur zwei Glarnern fiel die Beteiligung des angrenzenden Schwingklub Glarus bescheiden aus. Es war ein Vater-Sohn Duo. Nebst Fridolin (Jahrgang 2008), der erstmals an diesem Anlass mittun durfte, liess sich auch dessen Vater Markus zu einem Comeback beflüglen. Jedoch hatte dies nicht nur Gutes an sich, den nach vier Gängen musste der Dackdeckermeister infolge Knieschmerzen ausscheiden. Ob diese bis am Montag, wenn er die Glärnischhütte besteigen will, wieder abklingen, wird sich weisen. Der 47-jährige verlor die ersten zwei Begegnungen, dem ein Gestellter gegen Jann Zurfluh folgte. Nach einer weiteren Niederlage konnte er den Wettkampf nicht fortsetzen. Sohn Fridolin hatte ein strenges Wochenende. Mit dem NOS-Nachwuchsschwingertag am Samstag bestritt er binnen 24 Stunden insgesamt zwölf Gänge. Mit einem Sieg (gegen Tim Epp) einem Gestellten (gegen Simon Wyrsch) und vier Verlustpartien verabschiedete er sich von seiner ersten Urnerboden-Teilnahme mit Rang 21a.

Schlegel dominierte auf dem Ricken
Der Hemberger Werner Schlegel, der heuer zum Nordostschweizer Saisondominator hochpreschte, gewann nach den Glanzleistungen am NOS in Meilen, dem Bergklassiker am Schwarzsee und dem Südwestschweizer Teilverbandsanlass in Riaz nun auch den Rapperswiler Verbandsanlass auf dem Ricken. Dabei legte Schlegel einen Start Ziel-Sieg hin und gewann alle sechs Duelle. Im Anschwingen traf er auf den Zürcher Eidgenossen Samir Leuppi, der aus einer Verletzungspause zurückkehrte und bei dem er sich keinen Fehler erlauben durfte. Mit seiner aktiven und explosiven Schwingweise legte der Toggenburger den grossgewachsenen Hünen auf den Rücken.

Toggenburger Schlussgang-Duell
Mit vier weiteren Siegen über Ueli Hegner, Christian Biäsch, Daniel Elmer und Markus Schläpfer sicherte er sich ohne Mühen den Einzug in den Schlussgang wo er seinem Toggenburger Verbandskollegen, Marcel Räbsamen gegenüberstand. Räbsamen, der nach fünf Gängen punktgleich mit Schlegel war, bezwang im Vormittagsprogramm den Innerschweizer Gast Joel Kessler und die beiden Zürcher Marco Nägeli und Roman Bickel. In der zweiten Tageshälfte reihte er den Hinterthurgauer Elias Kundert und den Davoser Christian Biäsch zu den Verlierern und löste sich damit das Schlussgangticket. Die Taktik Schlegels, frisch und fröhlich darauf loszuschwingen und den Versuch, den Schlussgang gegen den ihm bestens bekannten Gegners zu dominieren, fruchtete nach 1:50 Minuten mit einen Kurzzugangriff, der ihm den Sieg einbrachte. «Marcel hatte eine starke Tagesleistung gezeigt und ich war mir bewusst, dass ich aufpassen musste», sagte Schlegel nach dem Gewinn. Nun freut er sich auf das Bergfest in zwei Wochen auf der Schwägalp, das sozusagen vor seiner Haustüre liegt und ihm viel bedeutet.

Starker Verletzungsrückkehrer
Räbsamen belegte, zusammen mit Samir Leuppi, den Ehrenplatz hinter Schlegel. Leuppi, der in jüngster Vergangenheit mit Knieproblemen zu kämpfen hatte und pausieren musste, handelte sich die einzige Niederlage im Anschwingen gegen den späteren Festsieger ein. Mit weiteren fünf Siegen, davon vier mit der vollen Punktzahl, preschte er stark bis auf Rang zwei hervor. Der vierte angetretene Eidgenosse, der Glarner Roger Rychen, machte am Nachmittag Plätze gut und belegte Rang 5.

Voller Motivation angereist
Rund zwei Monate nachdem Rychen infolge Rückenproblemen am Zürcher Kantonalen in Horgen den Wettkampf nach zwei Gängen abgebrochen und seitdem keine Schwingfeste mehr bestritten hatte, reiste mit einem guten Gefühl und der Hoffnung, beschwerdefrei schwingen zu können, auf den Ricken. So startete er dann auch voller Motivation in den Tag und lieferte zum Auftakt mit Luca Müller, dem Gast vom Schwingklub Zug, ein interessantes und abwechslungsreiches Duell ab welches gestellt endete. Die Maximalnote gegen den St. Galler Andreas Niederer nahm er mit in den Gang gegen den defensiven Appenzeller Markus Schläpfer gegen den er in diesem Jahr bereits einmal verloren hatte. Auch auf dem Ricken liess Schläpfer nicht mit sich schwingen, konterte Rychen nach einem Angriffsversuch aus und führte ihm eine demotivierende Niederlage zu. «Dank intensiven Zuspruchs meines Freundes Samir Leuppi konnte ich mich aufs weitere Festgeschehen fokussieren und die nötige Motivation aufbringen, weiterzumachen», so Rychen nach dem Fest. Mit zwei weiteren Siegen über Manuel Weber und Roman Bickel machte Rychen Plätze gut und sicherte sich schlussendlich nach einem Abnützungskampf wichtige Punkte gegen den unbequemen St. Galler Lars Rotach, was ihm mit 57 Punkten Rang 5 einbrachte. «Obwohl ich im Training beschwerdefrei war, merkte ich heute während des Wettkampftages, dass die Rückenbeschwerden doch immer noch nicht ganz ausgeheilt sind und hoffe, dass ich in zwei Wochen trotzdem auf der Schwägalp an den Start gehen kann». Ebenfalls eine solide Leistung zeigte der Linthaler Patrik Schiesser. Mit drei gewonnen Gängen gegen Jann Spirig, Felix Frei und Jonas Lenherr, zwei Remis mit den Brüdern Tobias und Florian Riget und einer Niederlage gegen Fabian Ulmann belegte er mit 56 Punkten Rang 8b. Der dritte Glarner, der Näfelser Reto Landolt, belegte Rang 17f. JHE/THO

Ricken: Roger Rychen (hinten) gegen Luca Müller. Bild: THO